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Bereits
zweimal wurde der Weißstorch vom NABU zum Vogel des
Jahres gewählt: 1994 und 1994 - alle anderen Jahresvögel
standen nur einmal im Mittelpunkt der Vogelschützer.
Jedes Jahr ernennt der NABU eine andere Vogelart - um auf
Lebensräume und Artenschutz aufmerksam zu machen.
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Weißstorchpaar
auf dem Horst
Foto:
NABU, Steffen Ziebolsky
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Störche
werden etwa 80 cm groß, wiegen bis 3 kg und sind mit 2 m
Spannweite wahre Riesenvögel. Unverkennbar ist der weiße
Körper, dessen Schwingen schwarz gefärbt sind. Besonders
auffällig sind die langen, roten Beine und der knallrote
Schnabel, der sich hervorragend dazu eignet, Insekten, Mäuse
und Frösche zu sammeln. Berühmt ist das Klappern der Störche,
das dazu dient, das Nest zu verteidigen und den
Zusammenhalt des Paares zu festigen. Sie führen nur eine
Saisonehe und trennen sich nach der Brutzeit wieder. Wenn
die Tiere im März und April aus ihren Überwinterungsgebieten
in Afrika zurückkehren, suchen sie immer wieder ihr
angestammtes Nest auf. Deshalb finden sich auch häufig
wieder die gleichen Partner zusammen.
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Weißstorch
Foto:
NABU, Steffen Ziebolsky
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Kurz
nach der Ankunft aus Afrika paaren sich die Störche,
reparieren ihr Nest und legen zwei bis sechs Eier. Nach
der Ablage des zweiten Eies beginnen sie zu brüten. Wenn
die Küken nach rund 30 Tagen schlüpfen, bleibt immer ein
Elternteil am Nest, um die Jungen vor Hitze, Regen und Kälte
zu schützen. Der Partner fliegt in den ersten Wochen auf
nahe gelegene Wiesen und Weiden, um vor allem Regenwürmer
und kleine Insekten für die Jungvögel zu suchen. Sind
die Jungtiere größer geworden, wird die Nahrungssuche
anstrengend für die Eltern, denn die Kleinen fressen täglich
bis zu 1400 g Frösche, Mäuse und andere Tiere.
Nach
der 7. Lebenswoche kann man die Jungstörche an ihren
schwarzen Schnäbeln noch gut von den Eltern
unterscheiden. Erst mit dem Flüggewerden im Alter von
etwa 9 Wochen werden die Schnäbel langsam rot. Anfang
Juli sieht man die Jungen auf den Nestern stehen und ihre
Flugübungen machen. Bald schon folgen sie ihren Eltern
auf der Suche nach Beute in die umliegenden Felder, bis
sie sich selbst versorgen können. Im August, zwei Wochen
vor den Altstörchen, fliegen die Jungvögel in Richtung
Afrika, wo sie die ersten zwei bis drei Jahre leben. Erst
wenn sie geschlechtsreif sind, kehren sie in die
Brutgebiete zurück.
Wissenswertes
Störche
gehören zu den Schreitvögeln, die mit 19 Arten überall
auf der Welt verbreitet sind. In Europa lebt neben dem Weißstorch
noch der seltenere Schwarzstorch. Das Brutareal des Weißstorchs
weist im westlichen Mitteleuropa inzwischen große Lücken
auf, während man in Osteuropa und der iberischen
Halbinsel noch ein geschlossenes Verbreitungsgebiet
findet. In Deutschland hebt sich die Elbtalaue als das
Verbreitungszentrum des Weißstorchs hervor. Bundesweit brüteten
1999 insgesamt 4284 Paare.
Der
Weißstorch ist in der Roten Liste gefährdeter Tiere
Deutschlands als vom Aussterben bedrohte Art verzeichnet.
Die Hauptursache für den Bestandsrückgang ist der
Lebensraumverlust. Der Weißstorch besiedelt offene und
halboffene Landschaften, die man in Mitteleuropa in den
Flußauen und Niederungen mit feuchten Wiesen und Weiden
findet. Durch Entwässerung der Auen und Intensivierung
der Landwirtschaft gehen die Nahrungsgründe des Storchs
verloren. Dies führt zu einem verringerten Bruterfolg. Um
den Bestand langfristig stabil zu halten, müssen aber
durchschnittlich wenigstens zwei Jungstörche pro
Elternpaar im Jahr flügge werden. Diese Zahlen werden in
den westlichen Teilen Deutschlands immer noch
unterschritten. In den naturnahen Auen der östlichen
Bundesländern ist der Bruterfolg hingegen höher. Seit
Anfang der neunziger Jahre hat sich der Bestand erholt: Brüteten
1988 noch etwa 2900 Paare, so sind es heute etwa 4300
Paare. Da jedoch der Weißstorch in weiten Teilen
Deutschlands noch immer keinen ausreichenden Bruterfolg
hat, ist der Storch nach wie vor als gefährdet anzusehen.
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Fliegender
Weißstorch
Foto:
NABU, Steffen Ziebolsky
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Als
Segelflieger sind die Störche auf ihrem Flug in ihr
afrikanisches Winterquartier auf warme Aufwinde
angewiesen, da sie auf diese Weise weniger Energie als für
den kräftezehrenden Flügelschlag benötigen. Im August
kreisen die Vögel in die Höhe, um dann streckenweise im
Gleitflug in den Süden zu wandern. Man hat festgestellt,
dass die Störche auf zwei verschiedenen Wegen versuchen,
das offene Wasser des Mittelmeeres, über dem keine
Aufwinde entstehen, zu umgehen: Sie nutzen die Meerengen
Bosporus im Osten und Gibraltar im Westen. Deshalb werden
Störche in Ost- und Westzieher unterschieden. Die
Westzieher erreichen die Savannen zwischen dem Senegal und
Kamerun. Die Ostzieher fliegen im östlichen Teil Afrikas
bis ins 10.000 km entfernte Südafrika. Eine imaginäre
Trennlinie, die Zugscheide, verläuft von Holland über
den Harz zu den Alpen. Die meisten Störche aus
Deutschland gehören zu den Ostziehern.
Während
und nach dem anstrengenden Flug in die Überwinterungsgebiete
drohen den Tieren viele Gefahren. Neben der Bejagung durch
Einheimische stellen vor allem die in der Landwirtschaft
ausgebrachten Pestizide, Dürreperioden und die
Ausbreitung der Wüsten eine große Gefahr für die Störche
dar.
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