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Foto: Privat

Interview

Liebesbetonter Mensch mit Wunsch zum Ausflippen

Interview mit Sabine Bach am 18.03.2005

 

 

 

Auf nicht ganz unbekannten Pfaden bewegten wir uns in München. Ein verschneiter Samstagnachmittag führte uns zusammen: Auge in Auge traten wir ins super nette 3F-Gespräch mit Sabine Bach.

 

 

In Frankfurt aufgewachsen, in Paris studiert und viele Filme im Münchner Raum gedreht. Warum studierten Sie in Paris und nicht an einer der renommierten Schulen in Deutschland?

In meiner Geburtstadt, Frankfurt, habe ich Abitur gemacht. Anschließend ging’s direkt auf die Johann Wolfgang Goethe Universität. Mit der Studienrichtung Germanistik und Psychologie glaubte ich die richtige Wahl getroffen zu haben. Doch nach ein paar Monaten merkte ich, die Entscheidung ist nicht die beste. Außerdem vermisste ich eine Freundin, die in Paris ihr Leben meisterte. Eigentlich wollte ich sie nur besuchen und die Sprache lernen. Auch da kam alles anders. Ich blieb in Frankreich – der Liebe wegen – 7 Jahre.

 

 

Wie kam es zu der Vielfalt Ihrer Ausbildung (Schauspiel bei Jaques Lecoq, Comedia dell arte, Improvisation und Maske)?

Ach, die Schule bei Jaques Lecoq. Das war eine tolle Zeit. Voller Vielfalt. Nicht nur die Vielzahl der Nationalitäten unter den Studenten machte den Reiz aus, sondern ihr Ruf. Wir lernten mit wenig Sprache zu improvisieren. Ich lernte, z.B. Wasser und Feuer darzustellen – ohne auch nur ein Wort zu verwenden.

 

 

Haben Sie in Frankreich auch Theater gespielt?

Ja. Nachdem ich die Schauspielschule abgeschlossen hatte, ging’s zum Theater nach Montpellier. Später dann nach Marseille, wo ich im Kabarett „Safari“ spielte. Eine tolle Zeit. Wir fuhren quer durch Südfrankreich und traten Abend für Abend in einer anderen Stadt aus.

 

 

Seit mehr als 20 Jahren stehen Sie vor der Kamera, welches war das bisher interessanteste Projekt?

Jedes neue Projekt, ist das Interessanteste. Aktuell, meine Rolle in den „Wahnsinnsweibern“, die wir gerade in Berlin abgedreht haben. Tolle Arbeit mit vielen Herausforderung. Bin schon gespannt auf die Ausstrahlung und die Reaktionen des Publikums.

 

 

Was ist Ihre Traumrolle und welche Person oder Charaktere würden sie gerne einmal spielen?

Wisst ihr worauf ich mal so richtig Lust hätte? Da kommt ihr nicht drauf. So richtige Lust hätte ich auf eine Rolle, die den Rahmen sprengt. Also, wo man Emotionen in vollem Action ausleben kann. Wie im Film „Die Teufelin“. Phantastische Rolle. Ich verschlinge gerade die Romanvorlage zu diesem Film. Angst vor diesen neuen Herausforderungen habe ich nicht, aber wahrscheinlich würde ich am Ende alles wieder aufbauen, was ich zerstört habe, dazu bin ich ein zu liebesbetonter Mensch.

 

 

Mitte und Ende der 90iger waren sie in 2 bekannten Serien zu sehen, dessen Format sich sehr unterscheidet: „City-Express“ und „So ist das Leben - Die Wagenfels“ Welche Beweggründe gab es damals die Rollen anzunehmen – einmal eine wöchentliche Sendung zu machen und im nachhinein in einer Daily Soap mitzuwirken?

Die Reize für beide Rollen hätten unterschiedlicher nicht sein können. „Die Wagenfelds“ war eine tolle Produktion, die in den Bavaria Studios gedreht wurde. Nach 100 Folgen mussten wir leider den Sendeplatz räumen.  „City-Express“ drehten wir in Köln. Die technischen Anforderungen waren enorm. Der Zuschauer sollte bei jeder Folge das Gefühl haben mit dem Team auf einer Zugreise zu sein. Von München nach Hamburg, über Berlin, Köln und Stuttgart. Teilweise haben wir die Szenen vor einer blauen Wand gedreht und die Techniker haben im nachhinein den Hintergrund drauf projiziert.

 

 

Können Sie aufgrund dieser Erfahrung verstehen / akzeptieren, dass solche Sendungen meist belächelt werden?

Irgendwie schon. Die schauspielerische Herausforderung bleibt irgendwann auf der Strecke. Ich will die Leistungen nicht verurteilen, doch bei einem hohen täglichen Pensum – unter Zeitdruck gedreht – ist die Plattform für künstlerische Herausforderungen sehr gering. Die nervliche Anspannung ist einfach wahnsinnig hoch.

 

 

Wie bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?

Wie ich mich auf eine Rolle vorbereite? Jeder Schauspieler hat da seine eigenen „Macken“. Ich begebe mich in die Rolle hinein. Beschäftige mich mit den menschlichen und beruflichen Eigenarten der Charaktere. Ich beobachte die Menschen und nehme mir ihr körperliches Empfinden an. Ein Beispiel: Eine Bäckerin bewegt sich anderes als eine Staatanwältin oder eine Künstlerin. Gemeinsam mit einer Trainerin arbeite ich die Mimik und Gestik der Rollen aus. Dabei ist mir meine französische Ausbildung sehr hilfreich. Ganz am Ende kommt erst das Textlernen. Vereinfachen tue ich mir das Studium meiner Rolle damit, dass ich die ganze Geschichte lese. Mich interessiert was passiert und welchen Part meine Rolle spielt. Mit diesem Wissen ist das „Eintauchen“ in die Rolle leichter.

 

 

Schauen Sie sich ihre Filme selbst an?

Ich versuche es, aber immer gelingt es mir nicht. Für mich ist das im nachhinein wichtig. Ich beobachte ganz genau wie meine Rolle rüberkommt, wie sie wirkt. Dabei suche ich nach Stärken, Schwächen und Möglichkeit beim nächsten Mal anders zu agieren oder für neue Aufgaben zu übernehmen.

 

 

Wie kamen Sie zu der Rolle der „Maria Claasen“ und was reizt Sie an dieser?

Dieser Part wurde mir über meine Agentur angeboten. Ich las die Bücher und wollte unbedingt dabei sein. Am Ende hat sich das Engagement gelohnt. Mit Volkert Kraeft habe ich vorher noch nie zusammengespielt. Wir lernten uns erst am Set kennen. Die Chemie stimmt. Was die Arbeit sehr angenehm macht. Was den Reiz ausmacht? Zum einen die Arbeit mit den Kollegen. Dann interessierte mich die Rolle. Eine Künstlerin, die sich mit natürlichen Stoffen beschäftigt und daraus Kunststücke formt. 2 Exponate der Vernissage im Wald, stehen heute bei mir zu Hause.

 

 

Wie bereiteten Sie sich vor?

Da blieb ich mir treu. Ich fing an mich intensiver mit moderner Kunst zu beschäftigen. Erst kürzlich war ich wieder in einer Ausstellung. Dabei geht es mir wie vielen Besuchern. Wir laufen mit der Urfrage an einigen Exponaten vorbei: Was will mir der Künstler damit sagen. Es gibt viel interessantes zu sehen, aber auch Dinge, die nur schwer zu verstehen. Mir ist es wichtig, dass die Zuschauer verstehen, welche Aussage „Maria Claasen“ mit ihren Exponaten machen will. Eine Aufgabe, die ich mir für die nächste Staffel noch intensiver gesetzt habe.

 

 

Erzählen Sie uns eine witzige Begebenheit, die während der Dreharbeiten von "Forsthaus Falkenau" passierte?

Oh, da gab es einige, denn der Dreh mit Tieren ist der perfekte Nährboden für amüsante Zwischenfälle. Sei es mit Ziegen, Hunden oder Pferden. Ich erinnere mich, als ich Ronja während einer Drehpause des Hühnermordes verdächtigte. Eine andere Geschichte brachte den Drehplan etwas durcheinander. Ein gemeinsamer Dialog mit Christian Wolff stand auf dem Drehplan, an dessen Ende Christian Wolff sich abwenden und gehen sollte. Meine Aufgabe bestand darin ihm zu folgen, aber es ging nicht. Irgendwas hielt mich auf. Ein Pferd. Das stand – glücklicherweise nur auf meiner Stiefelspitze – und verhinderte jegliche Bewegung.

 

 

Das Team von „Forsthaus Falkenau“ konnte im letzten Jahr bereits die 200. Folge feiern. Sie kamen als „Neue“ in ein sehr eingespieltes Team. Wie wurden Sie aufgenommen?

Total positiv. Es ist ein tolles Klima und wenn man nicht wüsste, das das Team schon so viele Jahre zusammenarbeitet, dann erkennt man dies auf den ersten Blick. Ich für meinen Teil fühle mich sehr wohl. Andreas Drost ist ein toller Regisseur, der uns Schauspieler einfach spielen lässt. Wobei Christian Wolff einen großen Anteil daran. Er setzt den Qualitätsmaßstab und gibt die Anforderungen an das ganze Team weiter. Spannend sind aber auch die vielen Außendrehtermine – egal ob mit oder ohne Tiere.

 

 

Wie erklären Sie den großen Erfolg der Serie?

Die heile Welt und der Vielgenerationenhaushalt, die Vielschichtigkeit der Geschichten. Jeder in Küblach hat seine Existenzberechtigung und keiner wird im Abseits stehen gelassen.

 

 

Wie wichtig sind bzw. bedeuten Ihnen Fans? Wie finden Sie die Idee eines Fanclubs?

Fans sind immens wichtig. Sie nehmen sich die Zeit – aus welchen Gründen auch immer – und begleiten eine Rolle über einen längeren Zeitraum. Jeder Fan ist es wert, dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt. Fans sind Menschen und jeder Mensch zählt.

 

 

Vielen Dank für das herzliche und liebenswerte Gespräch. Die letzten Worte überlassen wir Ihnen: Vielen Dank und drückt mir die Daumen. Ich bin sehr gespannt, wie Maria Claasen beim Publikum ankommt. 

 

 

 

 

 

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