Auf
nicht ganz unbekannten Pfaden bewegten wir uns in München.
Ein verschneiter Samstagnachmittag führte uns zusammen:
Auge in Auge traten wir ins super nette 3F-Gespräch mit
Sabine Bach.
In
Frankfurt aufgewachsen, in Paris studiert und viele Filme
im Münchner Raum gedreht. Warum studierten Sie in Paris
und nicht an einer der renommierten Schulen in
Deutschland?
In
meiner Geburtstadt, Frankfurt, habe ich Abitur gemacht.
Anschließend ging’s direkt auf die Johann Wolfgang
Goethe Universität. Mit der Studienrichtung Germanistik
und Psychologie glaubte ich die richtige Wahl getroffen zu
haben. Doch nach ein paar Monaten merkte ich, die
Entscheidung ist nicht die beste. Außerdem vermisste ich
eine Freundin, die in Paris ihr Leben meisterte.
Eigentlich wollte ich sie nur besuchen und die Sprache
lernen. Auch da kam alles anders. Ich blieb in Frankreich
– der Liebe wegen – 7 Jahre.
Wie
kam es zu der Vielfalt Ihrer Ausbildung (Schauspiel bei
Jaques Lecoq, Comedia dell arte, Improvisation und Maske)?
Ach,
die Schule bei Jaques Lecoq. Das war eine tolle Zeit.
Voller Vielfalt. Nicht nur die Vielzahl der Nationalitäten
unter den Studenten machte den Reiz aus, sondern ihr Ruf.
Wir lernten mit wenig Sprache zu improvisieren. Ich
lernte, z.B. Wasser und Feuer darzustellen – ohne auch
nur ein Wort zu verwenden.
Haben
Sie in Frankreich auch Theater gespielt?
Ja.
Nachdem ich die Schauspielschule abgeschlossen hatte,
ging’s zum Theater nach Montpellier. Später dann nach
Marseille, wo ich im Kabarett „Safari“ spielte. Eine
tolle Zeit. Wir fuhren quer durch Südfrankreich und
traten Abend für Abend in einer anderen Stadt aus.
Seit
mehr als 20 Jahren stehen Sie vor der Kamera, welches war
das bisher interessanteste Projekt?
Jedes
neue Projekt, ist das Interessanteste. Aktuell, meine
Rolle in den „Wahnsinnsweibern“, die wir gerade in
Berlin abgedreht haben. Tolle Arbeit mit vielen
Herausforderung. Bin schon gespannt auf die Ausstrahlung
und die Reaktionen des Publikums.
Was
ist Ihre Traumrolle und welche Person oder Charaktere würden
sie gerne einmal spielen?
Wisst
ihr worauf ich mal so richtig Lust hätte? Da kommt ihr
nicht drauf. So richtige Lust hätte ich auf eine Rolle,
die den Rahmen sprengt. Also, wo man Emotionen in vollem
Action ausleben kann. Wie im Film „Die Teufelin“.
Phantastische Rolle. Ich verschlinge gerade die
Romanvorlage zu diesem Film. Angst vor diesen neuen
Herausforderungen habe ich nicht, aber wahrscheinlich würde
ich am Ende alles wieder aufbauen, was ich zerstört habe,
dazu bin ich ein zu liebesbetonter Mensch.
Mitte
und Ende der 90iger waren sie in 2 bekannten Serien zu
sehen, dessen Format sich sehr unterscheidet:
„City-Express“ und „So ist das Leben - Die
Wagenfels“ Welche Beweggründe gab es damals die Rollen
anzunehmen – einmal eine wöchentliche Sendung zu machen
und im nachhinein in einer Daily Soap mitzuwirken?
Die
Reize für beide Rollen hätten unterschiedlicher nicht
sein können. „Die Wagenfelds“ war eine tolle
Produktion, die in den Bavaria Studios gedreht wurde. Nach
100 Folgen mussten wir leider den Sendeplatz räumen.
„City-Express“ drehten wir in Köln. Die technischen
Anforderungen waren enorm. Der Zuschauer sollte bei jeder
Folge das Gefühl haben mit dem Team auf einer Zugreise zu
sein. Von München nach Hamburg, über Berlin, Köln und
Stuttgart. Teilweise haben wir die Szenen vor einer blauen
Wand gedreht und die Techniker haben im nachhinein den
Hintergrund drauf projiziert.
Können
Sie aufgrund dieser Erfahrung verstehen / akzeptieren,
dass solche Sendungen meist belächelt werden?
Irgendwie
schon. Die schauspielerische Herausforderung bleibt
irgendwann auf der Strecke. Ich will die Leistungen nicht
verurteilen, doch bei einem hohen täglichen Pensum –
unter Zeitdruck gedreht – ist die Plattform für künstlerische
Herausforderungen sehr gering. Die nervliche Anspannung
ist einfach wahnsinnig hoch.
Wie
bereiten Sie sich auf eine Rolle vor?
Wie
ich mich auf eine Rolle vorbereite? Jeder Schauspieler
hat da seine eigenen „Macken“. Ich begebe mich in die
Rolle hinein. Beschäftige mich mit den menschlichen und
beruflichen Eigenarten der Charaktere. Ich beobachte die
Menschen und nehme mir ihr körperliches Empfinden an. Ein
Beispiel: Eine Bäckerin bewegt sich anderes als eine
Staatanwältin oder eine Künstlerin. Gemeinsam mit einer
Trainerin arbeite ich die Mimik und Gestik der Rollen aus.
Dabei ist mir meine französische Ausbildung sehr
hilfreich. Ganz am Ende kommt erst das Textlernen.
Vereinfachen tue ich mir das Studium meiner Rolle damit,
dass ich die ganze Geschichte lese. Mich interessiert was
passiert und welchen Part meine Rolle spielt. Mit diesem
Wissen ist das „Eintauchen“ in die Rolle leichter.
Schauen
Sie sich ihre Filme selbst an?
Ich
versuche es, aber immer gelingt es mir nicht. Für mich
ist das im nachhinein wichtig. Ich beobachte ganz genau
wie meine Rolle rüberkommt, wie sie wirkt. Dabei suche
ich nach Stärken, Schwächen und Möglichkeit beim nächsten
Mal anders zu agieren oder für neue Aufgaben zu übernehmen.
Wie
kamen Sie zu der Rolle der „Maria Claasen“ und was
reizt Sie an dieser?
Dieser
Part wurde mir über meine Agentur angeboten. Ich las die
Bücher und wollte unbedingt dabei sein. Am Ende hat sich
das Engagement gelohnt. Mit Volkert Kraeft habe ich vorher
noch nie zusammengespielt. Wir lernten uns erst am Set
kennen. Die Chemie stimmt. Was die Arbeit sehr angenehm
macht. Was den Reiz ausmacht? Zum einen die Arbeit mit den
Kollegen. Dann interessierte mich die Rolle. Eine Künstlerin,
die sich mit natürlichen Stoffen beschäftigt und daraus
Kunststücke formt. 2 Exponate der Vernissage im Wald,
stehen heute bei mir zu Hause.
Wie
bereiteten Sie sich vor?
Da
blieb ich mir treu. Ich fing an mich intensiver mit
moderner Kunst zu beschäftigen. Erst kürzlich war ich
wieder in einer Ausstellung. Dabei geht es mir wie vielen
Besuchern. Wir laufen mit der Urfrage an einigen Exponaten
vorbei: Was will mir der Künstler damit sagen. Es gibt
viel interessantes zu sehen, aber auch Dinge, die nur
schwer zu verstehen. Mir ist es wichtig, dass die
Zuschauer verstehen, welche Aussage „Maria Claasen“
mit ihren Exponaten machen will. Eine Aufgabe, die ich mir
für die nächste Staffel noch intensiver gesetzt habe.
Erzählen
Sie uns eine witzige Begebenheit, die während der
Dreharbeiten von "Forsthaus Falkenau" passierte?
Oh,
da gab es einige, denn der Dreh mit Tieren ist der
perfekte Nährboden für amüsante Zwischenfälle. Sei es
mit Ziegen, Hunden oder Pferden. Ich erinnere mich, als
ich Ronja während einer Drehpause des Hühnermordes verdächtigte.
Eine andere Geschichte brachte den Drehplan etwas
durcheinander. Ein gemeinsamer Dialog mit Christian Wolff
stand auf dem Drehplan, an dessen Ende Christian Wolff
sich abwenden und gehen sollte. Meine Aufgabe bestand
darin ihm zu folgen, aber es ging nicht. Irgendwas hielt
mich auf. Ein Pferd. Das stand – glücklicherweise nur
auf meiner Stiefelspitze – und verhinderte jegliche
Bewegung.
Das
Team von „Forsthaus Falkenau“ konnte im letzten Jahr
bereits die 200. Folge feiern. Sie kamen als „Neue“ in
ein sehr eingespieltes Team. Wie wurden Sie aufgenommen?
Total
positiv. Es ist ein tolles Klima und wenn man nicht wüsste,
das das Team schon so viele Jahre zusammenarbeitet, dann
erkennt man dies auf den ersten Blick. Ich für meinen
Teil fühle mich sehr wohl. Andreas Drost ist ein toller
Regisseur, der uns Schauspieler einfach spielen lässt.
Wobei Christian Wolff einen großen Anteil daran. Er setzt
den Qualitätsmaßstab und gibt die Anforderungen an das
ganze Team weiter. Spannend sind aber auch die vielen Außendrehtermine
– egal ob mit oder ohne Tiere.
Wie
erklären Sie den großen Erfolg der Serie?
Die
heile Welt und der Vielgenerationenhaushalt, die
Vielschichtigkeit der Geschichten. Jeder in Küblach hat
seine Existenzberechtigung und keiner wird im Abseits
stehen gelassen.
Wie
wichtig sind bzw. bedeuten Ihnen Fans? Wie finden Sie die
Idee eines Fanclubs?
Fans
sind immens wichtig. Sie nehmen sich die Zeit – aus
welchen Gründen auch immer – und begleiten eine Rolle
über einen längeren Zeitraum. Jeder Fan ist es wert,
dass man ihm Aufmerksamkeit schenkt. Fans sind Menschen
und jeder Mensch zählt.
Vielen
Dank für das herzliche und liebenswerte Gespräch. Die
letzten Worte überlassen wir Ihnen: Vielen Dank und drückt
mir die Daumen. Ich bin sehr gespannt, wie Maria Claasen
beim Publikum ankommt.
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