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Foto: 3F-Fanclub

Interview

Bei Martin Böttcher ist man immer in den besten Händen!

Interview mit Komponist Martin Böttcher am 02.05.2004r

 

 

 

Was ist das für ein Mensch, der schon zu Lebzeiten mit solch Lob gehuldigt wird? Was ist das Geheimnis des Komponisten, der sich als Vater der Karl-May-Musik, ein ewiges Denkmal in der internationalen Film- und Fernsehmusik gebaut hat.

Was seine beliebteste Musikrichtig ist, wie er all seine Melodien schreibt, woher er die Inspiration holt und wie er zum Forsthaus Falkenau kam erzählt er uns bei einem Interview.

 

 

Wir werfen einen Blick zurück in die Vergangenheit: Die erste Station auf unserer Reise ist das Jahr 1927. Im goldenen Berlin der zwanziger Jahre, erblickte Martin Böttcher als zweites von drei Kindern das Licht der Welt.

Wurde Ihnen das musikalische Talent in die Wiege gelegt?

Nicht direkt, aber es spielte damals für mich persönlich eine untergeordnete Rolle. Mein Großvater war seinerzeit Hofkapellmeister in Weimar, aber das musikalische Augenmerk lag damals eher bei meinem Bruder, der ein sehr guter Pianist zwar. Ich bekam zwar Klavierunterricht, nur langweilte mich schon damals die alten Lernmethoden meiner Lehrerin und musikalisch hatte ich auch andere Vorstellungen. So war das Lern- und Übungspensum bei mir nicht gerade ausgeprägt. Es gab ja auch wichtigere Sachen für einen echten Berliner Jungen meines Alter...

 

... und das war für ihn die Fliegerei. Sein Ziel: Pilot zu werden. Bereits mit 14 machte er seinen ersten Segelflugschein und später die Luftfahrscheine.

 

Wurde der Traum vom fliegen war?

Nein. 1942 wurde ich Luftwaffenhelfer, und damit war meine Schulzeit so gut wie beendet. Damals flogen uns in Berlin die Bomben nur so um die Ohren. Trotz aller Ängste meldete ich mich 1943 – das siebzehnte Lebensjahre noch nicht vollendet – freiwillig zur Luftwaffe. Zum richtigen Kriegseinsatz in der Luftwaffe kam es jedoch nicht. Wir wurden schließlich zur Verteidigung des letzten Oder-Brückenkopfes herangezogen. Eine Kriegsverletzung rettete mich vor den Russen...

 

... bis Kriegsende blieb Martin Böttcher im Lazarett, kam danach in englische Kriegsgefangenschaft.

 

Stimmt es, dass Sie in dieser Zeit das Gitarrespielen gelernt haben?

Ja, während der Kriegsgefangenschaft lerne ich einen Funker namens Gerd Hüns kennen. Er hatte eine Gitarre bei sich. Wir nutzen die uns zur Verfügung stehende Zeit. Gerd Hüns gab mir viele Tipps und weckte meine Leidenschaft. 16 Stunden übte ich wie ein Wilder auf meiner neuen Liebe. Quasi im Do-it-Youself-Verfahren brachte ich mir alles bei...

 

... Die Gitarre wurde immer mehr zur seelischen Medizin. Der Traum vom Fliegen war ausgeträumt, und so wurde aus einer „Ersatzbefriedigung“ innerhalb kürzester Zeit eine neue Leidenschaft: die Musik.

 

Wie ging es nach der Kriegsgefangenschaft weiter?

Schneller als gedacht, fand ich mit der Musik wieder Fuß in der neuen jungen Gesellschaft. In Hamburg traf ich einen Freund aus der Kriegsgefangenschaft. Er kannte mich und meine Leidenschaft für die Gitarre, bat mich, am Abend beim Auftritt in einem Radiosender mitzuspielen. Wenn ich ehrlich bin, dann verdanke ich diesem Freund meine weitere musikalische Laufbahn...

 

... Während der Aufnahmen wurde Martin Böttcher von Willi Steiner angesprochen, der ein hervorragendes, international besetztes Orchester leitete...

 

Kannten Sie Willi Steiner?

Er behauptete es von Anfang an, und überzeugte mich schließlich. 1938 verdiente ich mir ein paar Pfennige als Balljunge im Grunewalder Tennisclub. Steiner war zu dieser Zeit Mitglied. So habe ich ihm schon als 11-jähriger die Bälle zugeworfen.

 

... Martin Böttcher nahm das Angebot an und startete seine musikalische Karriere. Selbst in England wurde das von Willi Steiner neufirmierte Orchester mit Hochachtung erwähnte.

 

Was war ihre beliebteste Musikrichtung?

Die Antwort fällt mir leicht. Zur damaligen Zeit war es der Jazz. Als Gitarist schaffte ich es bis auf Platz 2 im deutschen Jazz-Poll. 1950 war ein weiterer Karriereschritt für Martin Böttcher. Der „Soundbastler“ spielte die ersten Gitarrentrickaufnahmen in Deutschland ein. Doch nicht nur als Gitarrist erfuhr er mehr und mehr Beachtung. Schon zu dieser Zeit sammelte er als Assistent bekannter Filmkomponisten wichtige Erfahrungen. Für den Film „Liebe 47“ schrieb er erste Arrangements – als 22-jähriger! Weitere Engagements folgten...

 

Wann wechselten Sie endgültig ins Komponistenfach?

1952. Ich verlies die sichere Arbeitsstelle im Orchester und wurde freier Komponist. Ich hatte damals meine erste Komposition „Opus Nr. 1“ geschrieben. Später wurde diese von Hans Bradtke in „MMM“ umgedichtet. Wissen Sie für was „MMM“ steht? „Mister Martins Melodie“. In den folgenden Monaten knüpfte Martin Böttcher erste Kontakte in die Filmbranche, die ihm später die Tür für die erfolgreiche Arbeit öffnen sollten. „Die Halbstarken“ – ein Meilenstein der jungen deutschen Filmgeschichte, und Martin Böttcher war dabei. Bei dieser Arbeit erfuhr er, was einem als Filmkomponist alles wiederfahren kann. Er schrieb Filmmusik für Szenen, die bereits drehfertig im Kasten waren. 1957 arbeite er kurzeitig für DEFA bis eine weitere Begegnung sein Leben als Filmmusiker nachhaltig verändern sollte. Wolfgang Rademacher war von Martin Böttcher angetan und ebnete ihm durch die gemeinsame Zusammenarbeit den Weg in die bundesdeutsche Filmindustrie.

 

Wann glückte der endgültige Durchbruch?

Oh, das war schon lange vor den Karl May Filmen. 1958 muss es gewesen sein. Ja, im Film „Endstation Liebe“ konnte ich mein bis dahin komplettes Können zeigen. Egal ob ruhige oder jazzige Kompositionen, alles war dabei. Eine interessante Arbeit. Stellen Sie sich vor, sogar Romy Schneider sang in diesem Film einen meiner Titel: „Merci, Montpi“. In den folgenden Jahren folgten Kompositionen zu einer Reihe von Filmen, die noch heute ein großes Publikum anziehen. Beispiele gefällig? Hans Albers schrieb er eigens für den Film „13 kleine Esel und der Sonnenhof“, 3 Lieder auf den Leib. Weiter ging es Anfang der 60iger Jahre mit Musiken für „Die Frau am dunklen Fenster“, Pension Schöller (ein noch heute vielgespieltes Theaterstück), Marina, Willy der Privatdetektiv mit Willy Millowitsch, und für 2 weitere Pater Brown Filme mit Heinz Rühmann

 

Haben Sie nicht in dieser Zeit am European Song Contest teilgenommen?

Als dieser Wettbewerb noch in den Kinderschuhen steckte, und doch schon zu den wichtigsten Preisen in der Musikbranche galt, nahm ich teil. 1960 schrieb ich für Tony Sandler den Titel „Oh wie schön“. Wir schlugen uns achtbar. Landeten im vorderen Feld. Es blieb meine einzigste Stippvisite auf dieser Bühne. Doch auch Martin Böttcher hat seine Geheimnisse. Eins hüllt den Namen „Michael Thomas“ ein..

 

Wer ist Michael Thomas?

Michael Thomas? Ein Komponist, der 500.000 verkaufte Singles des „Hawaii Tattoo“ verkauft hat. Der mit diesem Stück sogar in Amerika Beachtung gefunden hat. Ein Komponist, der nicht an den Erfolg seiner Arbeit für die Filme „Unser Haus in Kamerun“ und „Max, der Taschendieb“ geglaubt hatte. Aus letztem ist die besagte Melodie. Was soll ich Ihnen vorenthalten. Ich bin Michael Thomas. Das Pseudonym benutzte ich nur für diese beiden Filme, da ich damals nicht die richtige Richtung zu dieser Musik fand. Außerdem sagte ich mir, das muss nicht sein, dass da mein Name draufsteht. Im nachhinein freute mich der Erfolg umso mehr.

 

Schaffenspausen kannte Martin Böttcher nicht. Immer neue Projekte warteten auf ihn. Diesmal war es Edgar Wallace. Die dürsteten Kriminalfälle aus England wurden durch seine Musik noch düsterer und mysteriöser... 

 

Hatten Sie damals freie Hand?

Die Zusammenarbeit mit Horst Wendlandt war immer von großem Vertrauen geprägt. Wir benötigten keine Vorgaben. Alles verlief locker und vertrauensvoll. Das Ergebnis gab uns allen recht. Jetzt ist endlich die Zeit gekommen, dass wir DIE FILMMUSIK aller FILMMUSIKEN ansprechen. 10 Filme begleitete Martin Böttcher. Damit wurde der Nagel auf den Kopf getroffen. Selbst wenn keine Bilder zu sehen sind, die Melodien malen sie in die Köpfe der Zuhörer.

 

Stichwort Karl May

Das begleitet mich mein Leben lang. Obwohl ich damals und bis heute noch keines seiner Bücher gelesen habe. Inspiriert haben mich eher die weiten der Landschaft und die atemberaubende Natur. Mehr brauchte ich nicht. Der Rest, geschah dann fast wie von selbst...

... fast wie von selbst, zauberte Martin Böttcher die Noten für die Old Shatterhand-, Winnetou- und Old Surehand Melodie auf die Notenblätter. Alle drei sind zu Klassikern der deutschen Filmmusik, Exportschlager weltweit geworden. Karl May Filme werden ewig in Verbindung mit Pierre Brice, Lex Parker und Martin Böttcher genannt.

 

Dirigieren Sie die Orchester bei Aufnahmen im Tonstudio selbst?

Meist schon. Gerade auch bei den Karl May Filmen. Eine Komposition ist erst perfekt, wenn sie vom Orchester in unvergleichlicher Weise aufgenommen wurde. Genau aus diesem Grund wollte ich dabei sein. Es gibt nicht schöneres...

 

Es ist nicht übertrieben, wenn Martin Böttcher als der erste europäische Westernkomponist bezeichnet wird. Durch die Erfolge mit den Karl May Filmen zähle Martin Böttcher zu den meistbeschäftigten Filmkomponisten.

 

Konnten Sie damals alle Aufträge annehmen?

Nein, ganz klar! Mit 37 Jahren bin ich kurz an einem Herzinfarkt vorbei geschlittert. Ohne die mahnenden Worte meines Arztes wäre vieles anders gekommen. Ich hörte auf ihn, zog von Hamburg in die Schweiz. Dort genoss ich die Ruhe und suchte mir die für mich interessanten Aufträge aus... 

... in den nachfolgenden Jahren arbeitete Martin Böttcher noch an weitere zahlreichen Filmproduktionen mit. Das Kinosterben der späten 60iger Jahre zwang auch ihn sich neu zu orientieren..

 

Verlief der Übergang von Kino und Fernsehen fließend?

Glücklicherweise für mich schon. Ich lebte damals von meinen Erfolgen der letzten Jahre und konnte mir durch meinen Namen neue Möglichkeiten eröffnen... 

... die Arbeit für das Fernsehen und den Rundfunk ist auf der gleichen Basis aufgebaut, wie die für Kinofilme, denn auch hier müssen Monotonie, Einsamkeit, Verliebstein, Freude durch Musik ausgedrückt werden. Musik ist und bleibt wichtigstes dramaturgisches Element im Filmgeschäft. Egal ob auf großer Leinwand oder im kleinen Flimmerkasten. Die Creme de la Creme an Fernsehserien – Stahlnetz, Kriminalmuseum, Derrick, Der Alte – untermalte er mit seinen unverwechselbaren Klängen. 

 

Wie verlief die Arbeit damals?

Wenn ich die damalige Zeit, mit der heutigen vergleiche, dann hatten wir ein kleines Paradies. Die Etats stimmten. Heute bringen sie einen nur noch zum Weinen. Trotzdem habe ich meine Zusagen nie vom Etat abhängig gemacht. Eher reizten mich die neuen Aufgaben...

... so langsam näheren wir uns den 80iger Jahren. In diesen Jahren arbeitete Martin Böttcher vermehrt an kompletten Serienproduktionen mit. Neben Bahnhofgeschichten, Trotzkopf, Schöne Ferien, landete er beim Forsthaus Falkenau...

... die Titelmusik begleitet die Zuschauer seit mehr als 15 Jahren. Dabei ist die Entstehung der selben doch schon ziemlich kurios.

 

Erzählen Sie uns davon?

Ja klar, denn das ist schon etwas komisch gelaufen damals. Eigentlich hatte das ZDF mich für die „Schwarzwaldklinik“ als Komponist engagieren wollen. Das scheiterte leider am geringen Etat. Die Titelmusik hatte ich aber bereits geschrieben. Na und als dann das Angebot für Forsthaus Falkenau kam, nahmen wir den Originalvorschlag der Schwarzwaldklinik für das Forsthaus. Schon kurios gelaufen damals....

... die Zusammenarbeit dauerte die komplette erste Staffel der Serie. In den folgenden Staffeln war Martin Böttcher nicht mehr mit dabei. Geblieben ist jedoch die Titelmusik, die in den letzten Jahren etwas verändert, aber trotzdem unverkennbar bleibt.

 

Wie schreiben Sie all ihre Melodien? Woher holen Sie die Inspiration?

Ich schreibe aus dem Bauch heraus. Mich inspirieren Bilder. Bilder einer einzelnen Szene. Mehr brauche ich nicht. Das übrige tut der Klang. Ich schreibe wie ich empfinde. Schon während ich schreibe, klingen die fertigen Arrangements in meinem Ohr. Wichtig sind mir immer die Solisten einer Melodie gewesen. Ich mag die persönliche Note, die ein einzelner in die Noten interpretieren kann.

 

Ist die Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Komponist einfach?

Es muss von Anfang Vertrauen da sein. Jeder weiß vom anderen was er erwartet, wo Stärken und Schwächen liegen. Wenn das alles geklärt ist, hat man meist auch wenige Reibungspunkte mit den Produzenten.

 

Haben Sie Vorbilder?

Henry Mancini kann ich da nennen. Ich hatte das Glück ihn persönlich zu kennen. Vom Sound her, war er für mich ein großartiger Lehrmeister. Herr Böttcher, eine Frage brennt uns am Ende des Gespräches noch unter den Nägeln:

 

Was verbinden Sie mit surfen?

Jede Menge. Der Sport ist eine große Leidenschaft von mir. Ich erzähle stolz, dass ich das erste Surfbrett in Deutschland besaß und damit vielleicht die Welle der Surfer vorangetrieben habe.

 

 

Vielen Dank für das nette Gespräch und die offenen Worte. Alles Gute für die nächsten Jahre.

 

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