Eine
Frau im Wald und dazu noch im modischen grünen
Waldarbeiteroutfit. Was anfangs nicht zu glauben ist, wird
in Störzing Wahrheit – mit Eva Dacher durchbricht
erstmals eine Frau die Männerdomäne und überzeugt mit
Charme und Fachwissen.
Auf eine Brotzeit traf sich Eva-Maria Reichert heute nicht
mit ihren Kollegen, sondern stellte sich in der Drehpause
dem 3F-Interview.
Eva,
schön dass Du Deine Pause heute mit dem Forsthaus
Falkenau Fanclub, verbringst.
Auf
die Abwechslung und Eure Fragen habe ich mich schon
gefreut. Schließlich sind wir alle froh, dass wir für
unsere Arbeit der letzten zwei Jahre endlich ein Feedback
bekommen.
Perfekt,
dann erzähl einfach alles was in den neuen 28 Folgen
passiert. Wir wollen natürlich alle Details...
...
tut mir leid, damit kann ich Euch nicht dienen. Warum
sollte ich auch. Viel Spannender wird’s doch für alle
am Fernseher...
Okay,
damit geben wir uns vorerst zufrieden, starten später
jedoch einen weiteren Versuch. Versprochen! Apropos
„Fernsehen“. Schaust Du Dir immer alle deine Rollen
selbst an?
Ja
klar. Wenn ich die Zeit habe, dann immer am Tag der
Ausstrahlung. Ansonsten nehme ich die Sendungen auf. Ich
will wissen, wie meine Rolle am Ende im Gesamten rüberkommt,
wie authentisch ich war oder was ich hätte besser machen
können. Da bin ich ganz kritisch mit mir, denn unterm
Strich soll es mir ja helfen, besser zu werden.
Wann
war für Dich klar, dass Du Schauspielerin werden willst?
Irgendwie
hatte ich immer das Gefühl entsprechendes Talent zu
besitzen. In meiner Jugend war ich aber viel zu schüchtern,
auch nur einen einzigen Schritt in diese Richtung zu
gehen. Selbst vor dem Schultheater kapitulierte ich. Nach
dem Abitur habe ich mir gedacht „einfach mal
versuchen“. Mehr als nicht genommen zu werden, konnte
nicht passieren. Also sprach ich vor – hatte allerdings
null Erfahrung oder Training. Aber trotzdem gab man mir
eine Chance und ich begann 2003 meine
Schauspielausbildung.
Dressurreiten
und Springen hat auch viel mit Darstellung und
Ausstrahlung zu
tun.
Hat Dich dies in der Wahl des Schauspielberufes
beeinflusst bzw. wie und wann entstand der Wunsch diesen
Beruf zu erlernen?
Beeinflusst
hat es mich in der Berufswahl nicht zwingend. Eher hat
mich der Reitsport das
Warten gelehrt und die Fähigkeit auf Knopfdruck zu 100%
fit zu sein - für die alles entscheidenden fünf
Minuten!!! Doch ganz ehrlich, Warten fällt mir heute noch
immer nicht ganz leicht... ;-)
Was
waren die intensivsten Eindrücke während deiner
Ausbildung an der "Internationalen Schule für
Schauspiel und Acting" in München?
Wenn
ich daran denke, was ich direkt nach der Ausbildung
gemacht habe, birgt das schon eine gewisse Komik. Die
Dozenten legten verständlicherweise großen Wert darauf,
den starken bayerischen Einschlag in meiner Sprache zu
eliminieren. Ich habe dafür sehr gekämpft und wofür das
alles? Um direkt nach meinem Abschluss im Komödienstadl
eine Rolle im tiefsten bayerischen Dialekt zu spielen.
Heute sage ich aber mit Stolz: ich bin zweisprachig –
bayrisch und hochdeutsch. :o)
Dialekt
ist nur menschlich und zeigt deine Wurzeln. Selbst wir
sind mehrsprachig
aufgewachsen...
...
und am Ende verstehen wir uns alle, oder?
Genau.
Bereits
während des Studiums hast Du erste Rollen an kleineren
Theatern in München gespielt und danach direkt beim Komödienstadl.
Wie bist Du zu diesem Engagement gekommen und was macht
noch heute den Reiz aus Theater mit Dialekt in
verschiedenen „Zeitepochen“ zu spielen?
Komödienstadl
verbinde ich mit meiner Kindheit. Ähnlich wie das
Forsthaus. Das hat sich die ganze Familie vorm Fernseher
angeschaut. Der Zufall hat mich dahin geführt und ich
habe alle meine Rollen dort geliebt. Das Gefühl, mit den
Kostümen und der Rolle in die Zeit der Oma oder der
Mutter abzutauchen – einfach herrlich. Außerdem kannst
du dort mit vielen tollen Kollegen zusammenspielen, sehr
viel lernen und dich im Umgang mit Kamera und Publikum
entwickeln. Unbeschreiblich, wenn du direkt das Feedback
der Zuschauer bekommst und wirklich fordernd, dich dabei
immer auf deine Kameraposition zu konzentrieren.
Viele
der nachfolgenden Produktionen wurden für den Bayerischen
Rundfunk produziert. Zeichen von Heimatverbundenheit oder
was macht für Dich die Lust an Rollen aus, die im Dialekt
angesiedelt sind?
Ich
bin eine treue Seele. Der Bayerische Rundfunk gab mir als
erstes die Chance, größere Rollen zu spielen. Einmal
geschenktes Vertrauen vergesse ich nicht!
Wie
schafft man das „Hopping“ zwischen verschiedenen
Rollen und somit auch zwischen unterschiedlichen
Charakteren?
Eine
Patentlösung hierfür kenne ich nicht. Du musst wissen,
wer du wirklich bist und nicht dein Leben unter dem
Einfluss irgendeiner Rolle leben. Das gilt ja genauso für
Nicht-Schauspieler!!! Nach Drehschluss schminkt man
sich ab und lässt die Rolle hinter sich. Und dann sollte
man im Spiegel immer sich selbst und nie die Person sehen,
die man gerade gespielt hat.
Wie
entscheidest Du dich für eine Rolle? Welche Kriterien
liegen bei der Auswahl mit zugrunde?
Mir
muss die Rolle gefallen und ich muss die Möglichkeit
bekommen, Menschen zu unterhalten. Mir reicht die
Tagesschau, um genug Leid, Übel und Verunsicherung zu
sehen. Da will ich mit meinen Rollen die Menschen ablenken
vom Alltag. Darin sehe ich auch die Daseinsberechtigung
von Unterhaltungsserien und dem Forsthaus im Speziellen.
Was nicht heißen soll, dass ich eine Krimirolle ablehnen
würde. Es kommt darauf an, was ich aus einer Rolle machen
kann und wie sie mich fordert
Ist
man als Schauspielerin nur ausführend tätig oder können
bei Vorbesprechungen der Szene / Bücher die eigenen
Vorstellungen und Wünsche mit einbezogen werden?
Die
Rolle als solches steht bereits fest. Diese wurde in den Köpfen
der Autoren geboren und ich darf diese mit Leben füllen.
Natürlich besitzen wir künstlerische Freiheiten, die im
Rahmen der Möglichkeiten umgesetzt werden. Die Ideen
gehen wir bei der Vorbesprechung einer Szene gemeinsam mit
dem Regisseur durch. Wichtig ist mir dabei, dass meine
Rolle nie eindimensional wird oder sich in eine ganz
andere Richtung entwickelt, als vorgesehen.
Man
sagt ja immer, die beste Rolle kommt noch, daher stellen
wir unsere Frage etwas anders: Welche deiner bisherigen
Rollen ist Dir am intensivsten in Erinnerung geblieben und
welche wäre eine Traumrolle?
Heute
bin ich noch zu jung dafür, aber Maria Stuart von
Schiller will ich irgendwann einmal spielen. Der Stoff,
die Zeit und die Frau begeistern mich. Den Text kann ich
heute schon auswendig... Doch ist nicht die Rolle, die man
gerade spielt die wichtigste und somit auch eine Art
Traumrolle?
Irgendwie
schon. Ja, da stimmen wir Dir zu. Wer ist dein Vorbild und
warum?
Ich
bewundere Menschen, die sich selbstlos für andere
einsetzen. Ärzte ohne Grenzen wäre ein Beispiel. Doch
kann das auch eine ganz normale Person des Alltags sein,
die Dinge tut, die bewundernswert und vorbildlich sind.
Zum Beispiel eine ehrenamtliche Tätigkeit.
Und
nun zum Forsthaus. Wie wurde aus Eva-Maria Reichert „Eva
Dacher“?
Diese
Frage könnte euch wohl am besten unsere Kostüm- und
Maskenabteilung beantworten. Sie geben der Rolle
wichtige Eigenschaften. Um die Rolle glaubhaft zu machen,
haben wir beispielsweise fast komplett auf Schminke und
Schmuck verzichtet. Das ist die Basis, auf der ich dann
meine Darstellung aufbaue. Wahrscheinlich wollt ihr aber
auch wissen, wie ich zu dieser Rolle gekommen bin. Ich
wurde direkt besetzt und bekam kurz vor Drehbeginn 2010
die Zusage mit dabei zu sein. Ein echter Hauptgewinn, was
ich damals und heute von ganzem Herzen sage.
Was
reizt Dich an der Rolle der Waldarbeiterin bzw. Försterin?
Welche Hintergedanken verfolgte die Produktion damit, eine
weibliche Person in diese Männerdomäne eindringen zu
lassen?
Mich
reizte die Rolle der Eva Dacher von Anfang an. Sie hat das
Herz am rechten Fleck, ist bodenständig, loyal und ein
echter Teamplayer.
Eva kämpft um Akzeptanz und muss sich mit beruflichen Rückschlägen
auseinandersetzen. Erst viel später verrät sie ihren männlichen
Kollegen, dass sie studierte Forstwirtin ist – überqualifiziert
für den Job, den sie aktuell macht. Sie liebt aber ihre
Arbeit und hofft irgendwann über die Praxis eine Chance
als Försterin zu bekommen.
Mit einer Frau im Wald signalisierst du vielen Mädels da
draußen, dass sie für ihren Traumberuf kämpfen müssen.
Wenn sie es wirklich wollen, dann schaffen sie das auch.
Inwiefern
hast Du Ähnlichkeit bzw. unterscheidest Dich von dem
Charakter, der Eva Dacher?
Ich
liebe „meine Eva Dacher“. Wir sind uns in Vielem ähnlich
und dann auch wieder total unterschiedlich. Eva strahlt
eine Ruhe aus, für die ich sie bewundere. Uns verbindet
die Bodenständigkeit und unser Teamgeist.
Wie
hast Du dich auf die Rolle vorbereitet?
Ich
habe trainiert und noch mehr Sport gemacht. Schließlich
sollen mir die Zuschauer die Rolle abnehmen. Da ist es
nicht von Vorteil als spindeldürre Dame durch den Wald zu
stolzieren. Wobei ich es nach Drehschluss schon genieße
die Arbeitsschuhe gegen eleganteres Schuhwerk zu tauschen.
Vor Drehbeginn hatten wir eine professionelle Einweisung.
Das bedeutet Traktor fahren, Motorsäge bedienen usw.…
Ansonsten lernen wir am Set ständig weitere Aufgaben
eines Waldarbeiters. Hierzu stellt uns die Produktion
einen fachlichen Berater zur Seite, der uns bei der
Bedienung von Maschinen hilft und wertvolle Tipps für die
Arbeit in und an der Natur gibt.
Mit
Markus Ertelt steht Dir ein ebenso junger, wie bekannter
Schauspieler zur Seite, der in
seiner Rolle mit Ihnen um Anerkennung und Karriere buhlt.
Wie war das Zusammenspiel mit ihm und wie stark ist die Präsenz
des Privatlebens ihrer Rollen beim Forsthaus oder
reduziert sich dies, wie in den vorherigen Staffeln, auf
Wirtshausbesuche?
Sehr
gut. Wir verstehen uns blendend. Wenn man mit seinen
Kollegen lachen und danach konzentriert arbeiten kann,
dann ist das einfach die ideale Kombination.. Mit Markus,
Hans und allen anderen funktioniert das perfekt.
Euch interessiert das Privatleben von Eva Dacher? Seid
euch sicher – sie hat eins. Wir sind in der glücklichen
Situation neue Rollen ins Forsthaus-Gebilde einzubringen.
Da muss man zwangsläufig mehr über die Personen erzählen,
damit sie verstanden werden. Daraus entstehen wirklich
gute Geschichten.
Aber auch in Evas beruflichem Leben gibt es spannende
Entwicklungen: Als Stefan Leitner die Störzinger Bildfläche
betritt, beginnen die Konflikte im Waldarbeiter-Team. Als
nicht besonders hilfreich stellt sich dabei ihre Schwärmerei
für ihren neuen Chef heraus...
Jetzt
wird’s spannend. Erzähl ruhig weiter.
Das
hättet ihr wohl gerne, aber ich muss Euch enttäuschen.
Einschalten und Zuschauen gilt!
Okay.
Verrätst Du uns wie die Zusammenarbeit mit Hardy Krüger
jr. und allen anderen Schauspielern und Schauspielerinnen
war? Wie wurden Sie als „Neue“ aufgenommen?
Auch
wenn ich mich wiederhole – es war und ist toll. Als
„Neue“ habe ich mich nie gefüllt. Was auch daran lag,
dass ich auf viele bekannte Kollegen getroffen bin, wie
Hans Stadlbauer und Marianne Rappenglück.
Das Gefühl „kritisch beäugt zu werden“, gab’s nie.
Hardy vermittelte mir sofort das Gefühl, zum Team dazu zu
gehören. Was auch auf alle anderen Kollegen vor uns
hinter der Kamera zutrifft!!!
Kannst
Du dich an eine witzige Begebenheit während der
Dreharbeiten von "Forsthaus Falkenau" erinnern?
An
kuriose Szenen erinnere ich mich spontan nicht. Auch
hatten wir keine „gravierenden Versprecher“. Da wir
viel draußen drehen, kann uns lediglich das Wetter einen
Strich durch die Rechnung machen. Gerade in diesem Jahr
ist das oftmals eine Lotterie.
Im ersten Moment denke ich an eine spannende Szene, die
bereits in der 2. Folge zu sehen ist. Gisa und ich
brachten einen Hauch von Baywatch an den See und retteten
eine Person aus
dem Wasser. Zum Glück war unser Sprung ins Wasser gleich
beim ersten Versuch im Kasten.
Doch mussten wir den ganzen Tag hin und her schwimmen. An
diesem Abend war ich einfach nur fertig! Das Ergebnis mit
Unterwasserkamera belohnte uns aber für alle Strapazen.
Du
bist zu einem spannenden Moment in die Serie eingestiegen,
da Schauplätze und viele Charaktere vertauscht wurden.
Bei Fans wird dies sehr kritisch betrachtet. Was sagest Du
den Zuschauern, der früheren FF-Staffeln auf die Frage
„Was macht das neue Forsthaus aus und warum soll ich
schauen?“
"Forsthaus
Falkenau" ist und bleibt eine tolle Familienserie.
Mit ihr verbinden viele Kindheitserinnerungen, ich gehöre
auch dazu.
Neben allen Krimiserien ist sie einer der wenigen
Lichtblicke, die die alte Kunst einer Familienserie
pflegen.
Aus meiner Sicht hat sich das Forsthaus weiterentwickelt.
Das Kapitel Küblach ist geschlossen, doch werden die
Ideen aus dieser Zeit immer die Basis für die neuen
Geschichten sein. Was in den ersten Staffeln geklappt hat,
funktioniert heute ebenso.
Wenn wir ganz ehrlich sind. Wie viele Menschen aus unserem
Freundeskreis kennen wir, die irgendwo neu anfangen. Neue
Menschen treten in deren Leben, alte Freunde bleiben,
kommen vorbei oder leben in der Erinnerung weiter. Beim
Forsthaus ist das genauso. Unterm Strich gilt –
„Forsthaus Falkenau“ ist die moderne Familienserie,
bei der noch immer die ganze Familie zuschauen kann.
Wie
erklärst Du Dir den bisherigen großen Erfolg der Serie?
Die
Geschichten, die Natur, die Schauspieler, die Konstanz was
den Sendeplatz angeht und die Aktualität der Geschichten,
die erzählt werden. Man kann sich in den Figuren
wiederfinden und erkennt Parallelen zum eigenen Leben. Das
ist – meiner Meinung nach - das Geheimnis der Serie.
Wie
findest Du die Idee eines Fanclubs?
Ich
habe erst durch Euch erfahren, dass wir beim Forsthaus
auch einen solchen haben. Die Idee und die Umsetzung finde
ich großartig. Fans sind wahnsinnig wichtig und die beste
Motivation überhaupt! Das gilt nicht nur im Sport,
sondern beim Fernsehen ebenso.
Was
wünschst Du dir für die Freitagabende ab dem 07. Oktober
2011?
Das
sind die Momente auf die wir in den letzten Jahren
hingearbeitet haben. Ich freu mich auf viele wohlwollende
Zuschauer, die sich gerne von uns unterhalten lassen und
dem NEUEN FORSTHAUS FALKENAU eine Chance geben
Eva,
herzlichen Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch.
Wir drücken Dir und allen anderen Kollegen ganz fest die
Daumen. Wir sehen uns, immer freitags ab 19:25 Uhr.....
Das
Interview führte der 3F-Fanclub.
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