Eigene
Haustiere sind bei uns nicht ganz Fehlanzeige – ein
Frosch, der seine verbale Kommunikation aufs Minimum
beschränkt. Ein paar Goldfische, deren Zutraulichkeit
wohl eher der Tatsache zuzuordnen ist, dass das erworbene
und von Menschenhand verabreichte Futter zu diesem
Zeitpunkt besser in den Speiseplan passt. Natürlich folgt
einem der Goldfischschwarm wohin man ihn mit Futter lockt,
doch ob das für den großen Auftritt reicht, ist stark zu
bezweifeln. Trotzdem, fragen wir jemanden der sich in
dieser Materie einfach besser auskennt: Walter Simbeck,
der Tiertrainer für "Forsthaus Falkenau" hat
vier Jahre nach unserem ersten Gespräch viel Neues zu erzählen.
Doch zuerst das.....
...
Goldfischdompteur und „Froschversteher“. Chancen für
eine Fernsehkarriere?
Wohl
eher nicht. Sorry. Nicht das ich eure Fähigkeiten
anzweifele, aber tierische Stars müssen in erster Linie
natürlich – Talent und Lernfähigkeit besitzen. Wie bei
den Menschen ist nicht jedes Tier für eine Karriere vor
der Kamera geeignet.
Gut,
fürs Fernsehen reicht es für unsere Tiere leider nicht,
aber wie kommt ein Tier zum Film?
Das
ist ein langer Weg. So leicht und spielerisch, wie es dann
am Ende vor der Kamera aussieht, ist es nicht. Auch wenn
es komisch klingt, aber die Parallelen zu den menschlichen
Schauspielern sind da.
Also,
ein Tier bekommt Schauspielunterricht?
Einfach
gesagt – ja.
Okay,
ein Tier bekommt Schauspielunterricht und muss im Vorfeld
zum Casting. Schwer vorstellbar. Weihen Sie uns ein...
...
sehr gerne. Castings gibt es für Tiere, immer wieder. Wir
versuchen in den meisten Fällen anders zu arbeiten und
achten darauf, dass wir die Tiere direkt nach der Geburt
bekommen. Oftmals sind es Nachkommen einer Generation, die
bereits für die Filmbranche gearbeitet hat oder aus Zoos
bzw. Wildparks stammt. Somit sind diese Tiere an den
Menschen gewöhnt, was ein entscheidender Vorteil für das
Zusammenleben bildet. Sehen die Tiere in dem Falle, den
Menschen als Partner. Kein Tier wird von uns aus der Natur
herausgerissen und seines natürlichen Lebensraumes
beraubt.
Die
eigene Nachzucht ist jedoch die Idealvorstellung, die
nicht immer möglich ist, denn alle Tiere können wir
nicht haben. Stellt euch vor, einen Wasserbüffel für den
Bayrischen Wald. Wasserbüffel sind Herdentiere, fest
integriert in ihren Lebensraum. In diesem Fall gehen auch
wir auf "Castingreise". Finden wir ein Tier,
trainieren wir es für die Bedürfnisse und nach der
Fernseharbeit kommt der Wasserbüffel wieder zurück in
seine gewohnte Umgebung.
Ein
Wasserbüffel im Bayrischen Wald? Hat dieses Tier einen
Auftritt im "Forsthaus Falkenau"?
Der
Wasserbüffel wird in einigen Folgen der 19. Staffel zu
sehen sein. Heute ist es nicht mehr so verwunderlich, dass
Wasserbüffel in Deutschland gehalten werden. Einige
Biobauern entscheiden sich für die Zucht der Wasserbüffel.
Ich sage nur – Mozzarella und Biofleisch. Die Geschichte
bei "Forsthaus Falkenau" trifft genau in diese
Entwicklung. Wir haben unseren jedoch nicht im Bayrischen
Wald, sondern auf einem großen Büffelhof in der Nähe
von Chemnitz (Sachsen) gefunden.
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Unsere
Head-Trainerin, Barbara Zimmermann (links im Bild) und ihr Team haben in
den letzten Monaten toll mit dem Tier gearbeitet. Pünktlich
zu den Dreharbeiten war der Wasserbüffel „fit“.
Einige spannende und amüsante Szenen sind im Mai 2007
gedreht worden. So wird Stefan Leitner (rechts im Bild) – persönlich –
sich von der Reitfähigkeit unseres Wasserbüffels überzeugen.
Die Dreharbeiten hierzu und zu allen anderen Szenen waren
aufregend und werden sicher richtig gut ankommen.
Foto:
Walter Simbeck
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Tiergeschichten
á la Simbeck?
In
gewisser Weise schon. Wir haben einige Ideen für Tiereinsätze
mit den Drehbuchautoren zusammen erarbeitet. Das ist ja
schon eine alte Tradition im "Forsthaus Falkenau"
und heuer wieder mehr ausgebaut. Neben dem Wasserbüffel
wird es weitere tolle Geschichten geben. Mit großen und
ganz kleinen Tieren.
"Nun
mal Butter bei die Fische", wie man im hohen Norden
sagt. Welche Tiere bekommen neben dem Wasserbüffel noch
ihren großen Auftritt?
In
den fertigen Drehbüchern der 19. Staffel sind Geschichten
mit Wildkaninchen und kleinen Ferkeln eingebaut. Stefan
Leitner wird auch in diesem Jahr wieder hoch zu Ross durch
das Revier reiten. Somit werden wir einige spannende
Pferdeaktionen drehen. Ganz spannend wird auch die
Geschichte über eine Horde Kolkraben, die für mächtig
Unruhe in Küblach sorgen.
Wie
sieht’s aus Herr Simbeck, sehen wir sie wieder häufiger
am Set?
Oh
ja. Der Schreibtischtäter widmet sich in dieser
Drehsaison wieder intensiver der Arbeit am Set.
Der
frische Wind im Küblacher Revier weht demnach bis ins
Berchtesgadener Land?
Wenn
ihr es so nennen wollt, dann bitte. Fakt ist, dass ich
zusammen mit meinem neuen Team vermehrt am Set bin. Mit
Michael Eichhorn ist ein neuer Hundespezialist zum Team
gestoßen. Aus seiner Schule ist 2006 der Wolfshund
gekommen, der Stefan Leitner und seine Tochter Jenny,
nennen wir es unkonventionell, im neuen alten Forsthaus
begrüßt hat.
Wir
greifen die Tradition noch mal auf und bringen eine Dame
ins Gespräch. Sina, warum wieder eine Hundedame und was
ist Ronja?
Ronja
geht es gut. Sie lebt bei ihrer Bezugstrainerin Gudrun,
trainiert weiter und hat den ein oder anderen Auftritt. Für
Ronja gilt das gleiche wie für alle anderen Tiere. Sie
bleibt bei uns.
Sina
und ich trafen uns rein zufällig an einem kalten
Wintertag im hohen Norden. Das Nordlicht kam zu uns auf
den Hof und vier Monate später hatte sie ihren ersten
Drehtag. Sina am Set gibt es nur im Doppelpack. Wie jedes
Tier hat auch sie eine Bezugstrainerin, die sie am Set und
in der Zeit zwischen den Drehs betreut. Bei Sina ist das
jetzt die Head-Trainerin Barbara Zimmermann und ihre
Assistentin, die sie auf unserem Hof für die Dreharbeiten
vorbereitet und ihr aber auch ein artgerechtes Hundeleben
gönnt.
Warum
mit Sina nach Aika, Senta und Ronja die 4. Hundedame an
der Seite des Försters durch Revier streift, ist einfach
zu erklären: Weibliche Hunde sind für unsere
Filmarbeiten besser geeignet. Bei Ihnen ist die
Anpassungsfähigkeit ausgeprägter. Außerdem passen
Hundedamen einfach besser zum Förster.
Acht
Monate Drehzeit. Wie erholt sich Sina?
In
einem richtigen Hundeinternat mit vielen Spiel- und
Erholungsmöglichkeiten. Sina hat die ersten Wochen des
Jahres 2007 bei Michael Eichhorn verbracht. Michael und
sein Team arbeiteten intensiv mit ihr und Sina hat sich mächtig
weiterentwickelt. Die Ergebnisse sind seit vier Monaten am
Set zu sehen. Alle sind von Sina und ihren neuen Fähigkeiten
begeistert. Die Zuschauer können dies leider erst im nächsten
Jahr sehen. Wie ich euch kenne, habt ihr nicht nur mich in
ein Gespräch verwickelt, sondern auch Sina. Dann bekommt
ihr alle wichtigen Information direkt aus erster
„Pfote“.
Jetzt
konfrontieren wir sie mit einem Vorurteil. Tiere vor der
Kamera ist Tierquälerei!
Es
ist von Außen gesehen schon ein heikles Thema. Aber wir
haben damit überhaupt keine Probleme. Der Schutz der
Tiere hat bei uns oberste Priorität. Selbst in
Tierschutzkreisen erarbeiteten wir uns in den Jahren die
volle Anerkennung.
In
Deutschland gibt es für alles Gesetze. Im Falle der
Filmarbeit für Tiere kann man hier von einem Glücksfall
sprechen. Explizit meine ich an dieser Stelle das „Gütesiegel“
für einen Tiertrainer - § 11 des Tierschutzgesetz.
Er
ist die Bewilligung, dass das bei einem Tiertrainer das
Fachwissen und die jahrelange Arbeit mit Tieren vorhanden
ist. Die Bewilligung für die Filmarbeit wird nicht
pauschal für
alle Tierarten vergeben – sie ist Tiergruppenabhängig:
Der Einsatz von Tieren vor der Kamera ist
Genehmigungspflichtig. Alle Tiertrainer müssen laut
Tierschutzgesetz eine Bewilligung nach § 11,
§ 3 haben. Dort ist alles geregelt. Wir arbeiten nur mit
Partnern zusammen die diese Genehmigung vorweisen können.
Auffällig
werden nur leider immer so genannte „selbsternannte
Tiertrainer“. Hier wird zu billigen Konditionen, ohne
fundamentiertes Fachwissen und Erfahrung mit den armen
Tieren (z.T. Privattieren) gearbeitet. Die Grenzen zu
Quälereien der Tiere sind schnell überschritten. Know
how ist nicht alles, auch muss die richtige Haltung der
Tiere muss gewährleistet sein.
Es
liegt an den Produktionen, die sich nicht nach Qualität
und Seriosität der Tieranbieter, sondern nach
Billigkosten für „nur“ Tiere richten. Das dies zum
Scheitern verurteilt ist, unnützige Zeit und Kosten
verursacht, liegt auf der Hand. Wie überall – außer
den Vorschriften – setzt sich auch hier nur die Klasse
durch.
Nette
Vorstellung, aber die „Geiz ist geil“ - Mentalität
trifft bei Fernsehproduktionen sicher ebenso zu?
Pauschal
kann man das nicht sagen. Qualität hat seinen Preis –
in allen Beziehungen. Das gilt für die Schauspieler, wie
auch die Filmtiere. Die Profis unter unseren Kunden,
wissen mittlerweile genau: Je besser unsere Bedingung für
unsere Tierarbeit am Set ist, umso bessere können wir
optimale Tieraktionen leisten. Beste Bedingungen für die
Tiere am Set, spart den Produktionen Zeit und Geld.
Herr
Simbeck, sie gehören zu den erfahrensten und bekanntesten
Filmtiertrainer und Filmtieranbieter in der Branche. Ihre
Tiere stehen mit den Stars der Branche vor der Kamera. Ein
langer Weg...
... ein ziemlich langer Weg. Tiere, die
interessieren mich mein ganzes Leben und ich versuchte
ihnen von Kindesbein an etwas beizubringen. Als Kind träumte
ich davon, einmal zum Zirkus zu gehen zu können und mit
den richtig großen Tieren arbeiten zu können. Den Träumen
der Kindheit folgte die Arbeit. Mit meinen eigenen
Zoohandlungen in München fing alles an. Schon damals
hatte ich einen Faible für exotische Tiere.
Ging der Kindertraum in Erfüllung?
Irgendwie
schon, doch blieb ich nicht beim Zirkus, sondern baute
mein eigenes Netzwerk auf. Schon in der Zeit, als ich die
Zoohandlungen in München besaß, verlieh ich Tiere für
Film- und Fernsehaufnahmen. Mit steigender Nachfrage,
keimte in mir die Idee nach einer eigenen Filmtierschule
auf – so wie es sie in Amerika bereits seit vielen
Jahren gab. Meine Vorbilder!
Hollywood für vier Beine?
Die
Ergebnisse, die ein Hund Lassie, ein Pferd Fury oder der
Delphin Flipper auf die Leinwand zauberten, faszinierten
mich. Irgendwie ergab es sich, dass ich bei Dreharbeiten
die Kontakte knüpfte und nach Amerika eingeladen wurde.
An den großen "Movie Animal Farms" in Los
Angeles konnte ich studieren, was es bedeutet, nach dem
amerikanischen Prinzip Tiere zu trainieren.
Unterrichten, klingt nach harter Arbeit.
Natürlich,
nur darf ein Tier nicht zu Handlungen gezwungen werden, zu
denen es nicht in der Lage ist oder welche es nicht tun
will. Tiere, die ich oder meine Trainer trainieren, werden
nach dem Belohnungsprinzip mit positiver Bestärkung für
die einzelnen Aufgaben vorbereitet.
Die
Arbeit mit Tieren ist in gewisser Weise gleichzusetzen mit
der mit Menschen. Jeder Mensch hat seine persönlichen
Talente und Eigenarten. Wenige werden TOP-Schauspieler
oder TOP-Models. Viele bleiben ein Leben lang die
Komparsen. So ist es auch in Amerika gewesen und es ist
erstaunlich, welche Ergebnisse am Set oder in der
Filmtierschule erzielt werden können, wenn man sich
komplett auf die Bedürfnisse des Tieres konzentrieren
kann.
Den
Zirkustraum habe ich auch erfüllen können. Das waren
tolle Lehrjahre, die meine Affinität zu den „großen
Tieren“ verstärkt hat. Raubtiere aufzuziehen und mit
ihnen zu arbeiten, ist eine tolle Erfahrung und
Herausforderung zugleich. Sie ist bis heute meine große
Liebe geblieben.
Zurück von der Studienreise über dem großen
Teich, ging es direkt in Deutschland weiter?
Vieles
was ich in Amerika gelernt hatte, war in Deutschland noch
vollkommen unbekannt. Seit 25 Jahren gibt es die "Tierschule
Simbeck". Damals hatte ich genau den richtigen
Zeitpunkt erwischt, denn neben den öffentlich-rechtlichen
Sendern, fingen die Privatsender an Fuß zu fassen in
Deutschland. Ein Hype für die Werbeindustrie und für
mich. Heute vermittle ich Tiere für Fernsehproduktionen
im In- und Ausland. Gerade aktuell haben wir einen
Werbespot in Spanien gedreht. Dort waren echte Toreros -
originale Kampfstiere - die Stars. Auch Heidi Klum
arbeitet in Douglas-Spots mit unseren Tieren und Stella Mc
Cartney oder eben der "Playboy".
Also, mehr als doppelter Einsatz?
Immer,
bei Film, Werbung, Kino, Serien und Events. Wir sind überall
im Einsatz.
Behält man da den Überblick?
Alleine
würde ich das nicht schaffen. Hauptsächlich arbeite ich
selbst mit unserem Trainerteam und zusätzlich habe ich
ein Geflecht aus professionellen Tiertrainern aufgebaut,
die im In- und Ausland im Einsatz sind.
Mit
den Jahren habe ich ein Geflecht aus professionellen
Tiertrainern geschafften, die überall aktiv sind.
Trotzdem will ich immer wieder Präsenz zeigen. Daher bin
ich bei einzelnen Produktionen selbst am Set – wie bei
"Forsthaus Falkenau".
Auch in ihrer Branche gibt es Vorbilder. Wer
ist das ihre?
"Frank
Inn" aus Los Angeles. Der sogar einen Oscar für den
Filmhund "Benjy" erhielt. Und die "Movie
Animal Farms" in Amerika, was da mit den Tieren
passiert, ist super. Wenn wir das auch in Deutschland
etablieren können – so wie in den letzten Jahren
geschehen – dann bin ich mir sicher, dass Tiere im Film
eine größere Geltung und Wertigkeit bekommen.
Zu guter Letzt, verraten Sie uns das Motto der
"Tierschule Simbeck":
Nur
wer die Originalität und die Schönheit der Tiere kennt,
der lernt sie auch lieben. Und wer sie liebt, der schützt
sie auch...
Danke für das Deja vu, Herr Simbeck. Nachdem
unsere Talente als Tiertrainer nur bedingt ausgebildet
sind, wir aber furchtlos großen und kleinen Tieren gegenübertreten,
freuen wir uns auf die neue Serie - „TIERische
Vorstellung“ - mit den tierischen Filmstars aus Küblach.
Das
Interview führte der 3F-Fanclub.
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