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Foto: Walter Simbeck

 

Interview

Von Profitieren profitieren

Interview mit Tiertrainer Walter Simbeck am 25.05.2007

 

 

 

Eigene Haustiere sind bei uns nicht ganz Fehlanzeige – ein Frosch, der seine verbale Kommunikation aufs Minimum beschränkt. Ein paar Goldfische, deren Zutraulichkeit wohl eher der Tatsache zuzuordnen ist, dass das erworbene und von Menschenhand verabreichte Futter zu diesem Zeitpunkt besser in den Speiseplan passt. Natürlich folgt einem der Goldfischschwarm wohin man ihn mit Futter lockt, doch ob das für den großen Auftritt reicht, ist stark zu bezweifeln. Trotzdem, fragen wir jemanden der sich in dieser Materie einfach besser auskennt: Walter Simbeck, der Tiertrainer für "Forsthaus Falkenau" hat vier Jahre nach unserem ersten Gespräch viel Neues zu erzählen. Doch zuerst das.....

 

 

... Goldfischdompteur und „Froschversteher“. Chancen für eine Fernsehkarriere?

Wohl eher nicht. Sorry. Nicht das ich eure Fähigkeiten anzweifele, aber tierische Stars müssen in erster Linie natürlich – Talent und Lernfähigkeit besitzen. Wie bei den Menschen ist nicht jedes Tier für eine Karriere vor der Kamera geeignet.

 

Gut, fürs Fernsehen reicht es für unsere Tiere leider nicht, aber wie kommt ein Tier zum Film?

Das ist ein langer Weg. So leicht und spielerisch, wie es dann am Ende vor der Kamera aussieht, ist es nicht. Auch wenn es komisch klingt, aber die Parallelen zu den menschlichen Schauspielern sind da.

 

Also, ein Tier bekommt Schauspielunterricht?

Einfach gesagt – ja.

 

Okay, ein Tier bekommt Schauspielunterricht und muss im Vorfeld zum Casting. Schwer vorstellbar. Weihen Sie uns ein...

... sehr gerne. Castings gibt es für Tiere, immer wieder. Wir versuchen in den meisten Fällen anders zu arbeiten und achten darauf, dass wir die Tiere direkt nach der Geburt bekommen. Oftmals sind es Nachkommen einer Generation, die bereits für die Filmbranche gearbeitet hat oder aus Zoos bzw. Wildparks stammt. Somit sind diese Tiere an den Menschen gewöhnt, was ein entscheidender Vorteil für das Zusammenleben bildet. Sehen die Tiere in dem Falle, den Menschen als Partner. Kein Tier wird von uns aus der Natur herausgerissen und seines natürlichen Lebensraumes beraubt. 

 

Die eigene Nachzucht ist jedoch die Idealvorstellung, die nicht immer möglich ist, denn alle Tiere können wir nicht haben. Stellt euch vor, einen Wasserbüffel für den Bayrischen Wald. Wasserbüffel sind Herdentiere, fest integriert in ihren Lebensraum. In diesem Fall gehen auch wir auf "Castingreise". Finden wir ein Tier, trainieren wir es für die Bedürfnisse und nach der Fernseharbeit kommt der Wasserbüffel wieder zurück in seine gewohnte Umgebung.

 

Ein Wasserbüffel im Bayrischen Wald? Hat dieses Tier einen Auftritt im "Forsthaus Falkenau"?

Der Wasserbüffel wird in einigen Folgen der 19. Staffel zu sehen sein. Heute ist es nicht mehr so verwunderlich, dass Wasserbüffel in Deutschland gehalten werden. Einige Biobauern entscheiden sich für die Zucht der Wasserbüffel. Ich sage nur – Mozzarella und Biofleisch. Die Geschichte bei "Forsthaus Falkenau" trifft genau in diese Entwicklung. Wir haben unseren jedoch nicht im Bayrischen Wald, sondern auf einem großen Büffelhof in der Nähe von Chemnitz (Sachsen) gefunden. 

 

 

Unsere Head-Trainerin, Barbara Zimmermann (links im Bild) und ihr Team haben in den letzten Monaten toll mit dem Tier gearbeitet. Pünktlich zu den Dreharbeiten war der Wasserbüffel „fit“. Einige spannende und amüsante Szenen sind im Mai 2007 gedreht worden. So wird Stefan Leitner (rechts im Bild) – persönlich – sich von der Reitfähigkeit unseres Wasserbüffels überzeugen. Die Dreharbeiten hierzu und zu allen anderen Szenen waren aufregend und werden sicher richtig gut ankommen.

 Foto: Walter Simbeck

 

 

 

Tiergeschichten á la Simbeck?

In gewisser Weise schon. Wir haben einige Ideen für Tiereinsätze mit den Drehbuchautoren zusammen erarbeitet. Das ist ja schon eine alte Tradition im "Forsthaus Falkenau" und heuer wieder mehr ausgebaut. Neben dem Wasserbüffel wird es weitere tolle Geschichten geben. Mit großen und ganz kleinen Tieren.

 

"Nun mal Butter bei die Fische", wie man im hohen Norden sagt. Welche Tiere bekommen neben dem Wasserbüffel noch ihren großen Auftritt?

In den fertigen Drehbüchern der 19. Staffel sind Geschichten mit Wildkaninchen und kleinen Ferkeln eingebaut. Stefan Leitner wird auch in diesem Jahr wieder hoch zu Ross durch das Revier reiten. Somit werden wir einige spannende Pferdeaktionen drehen. Ganz spannend wird auch die Geschichte über eine Horde Kolkraben, die für mächtig Unruhe in Küblach sorgen.

 

Wie sieht’s aus Herr Simbeck, sehen wir sie wieder häufiger am Set?

Oh ja. Der Schreibtischtäter widmet sich in dieser Drehsaison wieder intensiver der Arbeit am Set.

 

Der frische Wind im Küblacher Revier weht demnach bis ins Berchtesgadener Land?

Wenn ihr es so nennen wollt, dann bitte. Fakt ist, dass ich zusammen mit meinem neuen Team vermehrt am Set bin. Mit Michael Eichhorn ist ein neuer Hundespezialist zum Team gestoßen. Aus seiner Schule ist 2006 der Wolfshund gekommen, der Stefan Leitner und seine Tochter Jenny, nennen wir es unkonventionell, im neuen alten Forsthaus begrüßt hat.

 

Wir greifen die Tradition noch mal auf und bringen eine Dame ins Gespräch. Sina, warum wieder eine Hundedame und was ist Ronja?

Ronja geht es gut. Sie lebt bei ihrer Bezugstrainerin Gudrun, trainiert weiter und hat den ein oder anderen Auftritt. Für Ronja gilt das gleiche wie für alle anderen Tiere. Sie bleibt bei uns.

 

Sina und ich trafen uns rein zufällig an einem kalten Wintertag im hohen Norden. Das Nordlicht kam zu uns auf den Hof und vier Monate später hatte sie ihren ersten Drehtag. Sina am Set gibt es nur im Doppelpack. Wie jedes Tier hat auch sie eine Bezugstrainerin, die sie am Set und in der Zeit zwischen den Drehs betreut. Bei Sina ist das jetzt die Head-Trainerin Barbara Zimmermann und ihre Assistentin, die sie auf unserem Hof für die Dreharbeiten vorbereitet und ihr aber auch ein artgerechtes Hundeleben gönnt.

 

Warum mit Sina nach Aika, Senta und Ronja die 4. Hundedame an der Seite des Försters durch Revier streift, ist einfach zu erklären: Weibliche Hunde sind für unsere Filmarbeiten besser geeignet. Bei Ihnen ist die Anpassungsfähigkeit ausgeprägter. Außerdem passen Hundedamen einfach besser zum Förster.

 

Acht Monate Drehzeit. Wie erholt sich Sina?

In einem richtigen Hundeinternat mit vielen Spiel- und Erholungsmöglichkeiten. Sina hat die ersten Wochen des Jahres 2007 bei Michael Eichhorn verbracht. Michael und sein Team arbeiteten intensiv mit ihr und Sina hat sich mächtig weiterentwickelt. Die Ergebnisse sind seit vier Monaten am Set zu sehen. Alle sind von Sina und ihren neuen Fähigkeiten begeistert. Die Zuschauer können dies leider erst im nächsten Jahr sehen. Wie ich euch kenne, habt ihr nicht nur mich in ein Gespräch verwickelt, sondern auch Sina. Dann bekommt ihr alle wichtigen Information direkt aus erster „Pfote“.

 

Jetzt konfrontieren wir sie mit einem Vorurteil. Tiere vor der Kamera ist Tierquälerei!

Es ist von Außen gesehen schon ein heikles Thema. Aber wir haben damit überhaupt keine Probleme. Der Schutz der Tiere hat bei uns oberste Priorität. Selbst in Tierschutzkreisen erarbeiteten wir uns in den Jahren die volle Anerkennung.

 

In Deutschland gibt es für alles Gesetze. Im Falle der Filmarbeit für Tiere kann man hier von einem Glücksfall sprechen. Explizit meine ich an dieser Stelle das „Gütesiegel“ für einen Tiertrainer - § 11 des Tierschutzgesetz.

 

Er ist die Bewilligung, dass das bei einem Tiertrainer das Fachwissen und die jahrelange Arbeit mit Tieren vorhanden ist. Die Bewilligung für die Filmarbeit wird nicht pauschal für alle Tierarten vergeben – sie ist Tiergruppenabhängig: Der Einsatz von Tieren vor der Kamera ist Genehmigungspflichtig. Alle Tiertrainer müssen laut Tierschutzgesetz eine Bewilligung nach § 11, § 3 haben. Dort ist alles geregelt. Wir arbeiten nur mit Partnern zusammen die diese Genehmigung vorweisen können.

 

Auffällig werden nur leider immer so genannte „selbsternannte Tiertrainer“. Hier wird zu billigen Konditionen, ohne fundamentiertes Fachwissen und Erfahrung mit den armen Tieren (z.T. Privattieren) gearbeitet. Die Grenzen zu Quälereien der Tiere sind schnell überschritten. Know how ist nicht alles, auch muss die richtige Haltung der Tiere muss gewährleistet sein.

 

Es liegt an den Produktionen, die sich nicht nach Qualität und Seriosität der Tieranbieter, sondern nach Billigkosten für „nur“ Tiere richten. Das dies zum Scheitern verurteilt ist, unnützige Zeit und Kosten verursacht, liegt auf der Hand. Wie überall – außer den Vorschriften – setzt sich auch hier nur die Klasse durch.

 

Nette Vorstellung, aber die „Geiz ist geil“ - Mentalität trifft bei Fernsehproduktionen sicher ebenso zu?

Pauschal kann man das nicht sagen. Qualität hat seinen Preis – in allen Beziehungen. Das gilt für die Schauspieler, wie auch die Filmtiere. Die Profis unter unseren Kunden, wissen mittlerweile genau: Je besser unsere Bedingung für unsere Tierarbeit am Set ist, umso bessere können wir optimale Tieraktionen leisten. Beste Bedingungen für die Tiere am Set, spart den Produktionen Zeit und Geld.

 

Herr Simbeck, sie gehören zu den erfahrensten und bekanntesten Filmtiertrainer und Filmtieranbieter in der Branche. Ihre Tiere stehen mit den Stars der Branche vor der Kamera. Ein langer Weg... 

... ein ziemlich langer Weg. Tiere, die interessieren mich mein ganzes Leben und ich versuchte ihnen von Kindesbein an etwas beizubringen. Als Kind träumte ich davon, einmal zum Zirkus zu gehen zu können und mit den richtig großen Tieren arbeiten zu können. Den Träumen der Kindheit folgte die Arbeit. Mit meinen eigenen Zoohandlungen in München fing alles an. Schon damals hatte ich einen Faible für exotische Tiere.

 

Ging der Kindertraum in Erfüllung?

Irgendwie schon, doch blieb ich nicht beim Zirkus, sondern baute mein eigenes Netzwerk auf. Schon in der Zeit, als ich die Zoohandlungen in München besaß, verlieh ich Tiere für Film- und Fernsehaufnahmen. Mit steigender Nachfrage, keimte in mir die Idee nach einer eigenen Filmtierschule auf – so wie es sie in Amerika bereits seit vielen Jahren gab. Meine Vorbilder!

 

Hollywood für vier Beine?

Die Ergebnisse, die ein Hund Lassie, ein Pferd Fury oder der Delphin Flipper auf die Leinwand zauberten, faszinierten mich. Irgendwie ergab es sich, dass ich bei Dreharbeiten die Kontakte knüpfte und nach Amerika eingeladen wurde. An den großen "Movie Animal Farms" in Los Angeles konnte ich studieren, was es bedeutet, nach dem amerikanischen Prinzip Tiere zu trainieren.

 

Unterrichten, klingt nach harter Arbeit.

Natürlich, nur darf ein Tier nicht zu Handlungen gezwungen werden, zu denen es nicht in der Lage ist oder welche es nicht tun will. Tiere, die ich oder meine Trainer trainieren, werden nach dem Belohnungsprinzip mit positiver Bestärkung für die einzelnen Aufgaben vorbereitet. 

 

Die Arbeit mit Tieren ist in gewisser Weise gleichzusetzen mit der mit Menschen. Jeder Mensch hat seine persönlichen Talente und Eigenarten. Wenige werden TOP-Schauspieler oder TOP-Models. Viele bleiben ein Leben lang die Komparsen. So ist es auch in Amerika gewesen und es ist erstaunlich, welche Ergebnisse am Set oder in der Filmtierschule erzielt werden können, wenn man sich komplett auf die Bedürfnisse des Tieres konzentrieren kann.

 

Den Zirkustraum habe ich auch erfüllen können. Das waren tolle Lehrjahre, die meine Affinität zu den „großen Tieren“ verstärkt hat. Raubtiere aufzuziehen und mit ihnen zu arbeiten, ist eine tolle Erfahrung und Herausforderung zugleich. Sie ist bis heute meine große Liebe geblieben.

 

Zurück von der Studienreise über dem großen Teich, ging es direkt in Deutschland weiter?

Vieles was ich in Amerika gelernt hatte, war in Deutschland noch vollkommen unbekannt. Seit 25 Jahren gibt es die "Tierschule Simbeck". Damals hatte ich genau den richtigen Zeitpunkt erwischt, denn neben den öffentlich-rechtlichen Sendern, fingen die Privatsender an Fuß zu fassen in Deutschland. Ein Hype für die Werbeindustrie und für mich. Heute vermittle ich Tiere für Fernsehproduktionen im In- und Ausland. Gerade aktuell haben wir einen Werbespot in Spanien gedreht. Dort waren echte Toreros - originale Kampfstiere - die Stars. Auch Heidi Klum arbeitet in Douglas-Spots mit unseren Tieren und Stella Mc Cartney oder eben der "Playboy".

 

Also, mehr als doppelter Einsatz?

Immer, bei Film, Werbung, Kino, Serien und Events. Wir sind überall im Einsatz.

 

Behält man da den Überblick?

Alleine würde ich das nicht schaffen. Hauptsächlich arbeite ich selbst mit unserem Trainerteam und zusätzlich habe ich ein Geflecht aus professionellen Tiertrainern aufgebaut, die im In- und Ausland im Einsatz sind. 

 

Mit den Jahren habe ich ein Geflecht aus professionellen Tiertrainern geschafften, die überall aktiv sind. Trotzdem will ich immer wieder Präsenz zeigen. Daher bin ich bei einzelnen Produktionen selbst am Set – wie bei "Forsthaus Falkenau".

 

Auch in ihrer Branche gibt es Vorbilder. Wer ist das ihre?

"Frank Inn" aus Los Angeles. Der sogar einen Oscar für den Filmhund "Benjy" erhielt. Und die "Movie Animal Farms" in Amerika, was da mit den Tieren passiert, ist super. Wenn wir das auch in Deutschland etablieren können – so wie in den letzten Jahren geschehen – dann bin ich mir sicher, dass Tiere im Film eine größere Geltung und Wertigkeit bekommen.

 

Zu guter Letzt, verraten Sie uns das Motto der "Tierschule Simbeck":

Nur wer die Originalität und die Schönheit der Tiere kennt, der lernt sie auch lieben. Und wer sie liebt, der schützt sie auch...

 

 

Danke für das Deja vu, Herr Simbeck. Nachdem unsere Talente als Tiertrainer nur bedingt ausgebildet sind, wir aber furchtlos großen und kleinen Tieren gegenübertreten, freuen wir uns auf die neue Serie - „TIERische Vorstellung“ - mit den tierischen Filmstars aus Küblach.

 

Das Interview führte der 3F-Fanclub.

 

 

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