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Foto: Markus Ertelt

Foto: Markus Ertelt

Interview

Interview mit Markus Ertelt

 August 2011

 

 

 

 

Der Mann sieht gut aus und das auch in grüner Arbeitshose, wie sie ein Waldarbeiter zu tragen hat. Die Rede ist nicht von Stefan Leitner, sondern Roland Badstuber rückt ins Licht der Aufmerksamkeit. Zum Glück konnten wir Markus Ertelt überreden nach der Joggingrunde und nicht während dieser mit uns zu sprechen. Ansonsten wäre das 3F-Interview sehr einseitig ausgefallen.

 

 

Markus, danke, dass Du uns die Luft für die Fragen gelassen hast und Dich dem 3F-Interview stellst.

Gerne doch und über den Sport reden wir später.

 

Es kommt ja nicht von ungefähr, dass wir mit der Tür ins Haus fallen, denn Sport spielt eine große Rolle für Dich.

Auf jeden Fall. Ich komme aus einer sportlichen Familie und habe faktisch von klein auf mich damit beschäftigt. Sport ist mein Leben und der perfekte Ausgleich zum Beruf. Begonnen hat alles mit Leichtathletik, später Kampfsportarten und…

 

Heute reicht Dir das alleine nicht mehr. Im Rahmen unserer Recherche sind wir auf „Getting tough“ gestoßen. Was verbirgt sich hinter dieser Extremsportgruppe, deren Gründer Du bist?

Extremsport sieht von außen schlimmer aus, als es in Wirklichkeit ist. 2002 hat mich ein Freund zum Extremsport gebracht und ich habe gleich nach dem ersten Wettkampf „Blut geleckt“, oder einfach gemerkt, dass ist meins. Irgendwie fand sich mit der Zeit eine Trainingsgruppe zusammen und seit 01.09.2011 sind wir ein Verein mit ca. 45 Mitgliedern. Ich versuche aus den Trainingseinheiten ein EVENT zu machen, denn „Training einfach nur so“ macht nur begrenzt Spaß.

 

Hinter jeder „Braveheart Battle“-Teilnahme steht ein großes Trainingspensum. Wie ist das von Dir neben dem Schauspielberuf zu schaffen?

Am schönsten ist das Training im Herbst / Winter. Das ist unsere intensivste Zeit, in der wir Joggen, Baumstämme tragen, durch Flüsse waten und schwimmen und andere nette Dinge tun. In den drehreichen Frühjahres- und Sommermonaten reduziere ich das Training. So ist das Pensum ganz gut zu schaffen. Außerdem müssen es Menschen mit einem „normalen“ Job auch irgendwie alles unter einen Hut bekommen.

 

Mit 20 / 21 Jahren hast Du Dich bereits für die Schauspielerei entschieden? Welche Erlebnisse oder Vorstellung beeinflussten dich dabei?

Für mich war bereits in der 4. Klasse glasklar, dass ich Schauspieler. Schon damals wollte ich auf die Bühne. Ich liebte das Spielen vor dem Publikum und die Verwandlung und darf Dinge tun, die einem sonst im „normalen“ Leben einigen Ärger einbringen würden.

 

In deiner Ausbildung beschäftigtest Du Dich nicht nur mit der Schauspielkunst, sondern ebenso mit Regiearbeit. Ist eine Arbeit hinter der Kamera für dich ebenso von Interesse?

Die Lust irgendwann einmal etwas hinter der Kamera zu machen, ist da. Um irgendwann vielleicht einmal mein eigenes Projekt zu steuern, muss ich noch viel Erfahrung sammeln und noch mehr lernen. Dazu gehört die Technik, wie Kamera, Ton, die Fähigkeit die richtigen Bilder für den Hintergrund zu finden, die Schauspieler am besten zu leiten. Das ist ein Mammutjob und doch trotzdem reizt er mich. Irgendwann einmal, vielleicht.

 

Unterscheidet sich das Schauspielstudium in Ulm von denen in den Metropolen, wie Berlin, München oder Köln?

Das kann ich nicht sagen. Ulm war damals für mich die richtige Wahl, wobei der Zufall da eine große Rolle gespielt hatte. Nach dem Abitur hatte ich die Idee für eine bestimmte Zeit in die USA zu gehen. Ich kam eher zurück als geplant. In Stuttgart nahm ich an einem Workshop teil und bekam eine Liste der Schulen, die noch Bewerber annehmen. Ulm war mit dabei.

 

Was waren die intensivsten Eindrücke und Herausforderungen für Dich im Studium?

Das war noch in der Phase der Aufnahmeprüfung. In Ulm gab man den Bewerben nicht nur zwei Minuten zum Vorsprechen, sondern begleitete sie zwei Tage in einem Workshop, beobachtete uns, registrierte Wandlungen und Einsatz. Obwohl die klassische Ausbildung im Fokus lag, merkte ich bereits während dieser Zeit, dass ich mich vor der Kamera einfach am wohlsten fühle. Die Vorstellung bzw. die Möglichkeit zu haben eine Szene so oft zu drehen bis sie „gut“ ist, finde ich sehr sympathisch. Natürlich ist das auch immer eine Frage wie viel Budget die Produktion hat – mehr Budget mehr Zeit. Auf der Theaterbühne ist das ein wenig anders, aber hat natürlich auch seinen Reiz, vor allem die direkte Reaktion des Publikums und die chronologische Abfolge der Szenen.

 

WM Deutschland 2006. Wir fanden gestern ein Video, dass wir kannten und plötzlich erkannten wir auch Dich – Stichwort „Oranje & Blitzer“. Was unterscheidet den Werbedreh von dem einem Film?

Oh ja, der Spot. Die Verbreitung verdanke ich Youtube. Wahnsinn, was digitale Medien heute schaffen. Um eins klarzustellen, angefeuert habe ich unsere Fußballer :o) . Der größte Unterschied besteht im Budget. Für Werbespots wird die beste Technik genutzt und man bekommt die Zeit, bis der Spot perfekt ist. Schließlich steuert ein solcher Film die Verkaufszahlen

 

Wie schafft man das „Hopping“ zwischen verschiedenen Rollen und somit ebenso zwischen unterschiedlichen Charakteren?

Das kommt immer darauf an. Wenn man eine Rolle über einen längeren Zeitraum spielt, wie jetzt Roland Badstuber, dann ziehe ich nach Drehschluss seine Jacke aus und bin wieder Markus Ertelt. Der Sport hilft mir ebenfalls meine Sinne zu schärfen und meinen Fokus auf bestimmte Dinge zu richten. Ich kann Abschalten – Dinge/texte verarbeiten bzw. vergessen oder – das mache ich sehr häufig und gerne, mir beim laufen einfach Gedanken meiner Rolle zu machen und kann so den nötigen Abstand zur Rolle und Produktion gewinnen.

 

Welche Vorbilder gibt es für Dich im Beruf uns Abseits davon?

Vorbilder gibt es viele, im Beruf, im Sport und im Leben. Schauspielerisch sind das beispielweise Clint Eastwood, der als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor seine Spur hinterlassen hat. Oder Deutsche Kollegen, wie Jan-Josef Liefers, Till Schweiger, Michael Bully Herbig, Mario Adorf und viele andere.

 

Worin liegt ihr Hauptaugenmerk bei der Rollenauswahl?

In erster Linie muss man sehe, dass man arbeiten darf. Die meisten von uns Schauspielern sind oft einfach nur froh, wenn wir arbeiten dürfen und dafür bezahlt werden. Den Luxus sich die Rollen irgendwann mal aussuchen zu dürfen, den träumen wir natürlich alle ;). Wenn ich ein Drehbuch bekomme, dann sollte die Rolle und die Story logisch und nachvollziehbar sein. Sollte das alles passen, dann spiele ich den Part.

 

Man sagt ja immer, die beste Rolle kommt noch, daher stellen wir unsere Frage etwas anders: Welche deiner bisherigen Rollen ist Dir am intensivsten in Erinnerung geblieben und welche wäre deine Traumrolle?

Wer diese Frage stellt, den interessiert sicher ebenso, welche Rolle man nicht spielen würde...

 

Den Ball nehmen wir auf. Gibt es Rollen in den wir Dich wahrscheinlich nicht sehen werden?

Ich glaube jeder Künstler hat Probleme bestimmte Rollen zu spielen. Ich täte mich sicher schwer einen Kinderschänder darstellen zu müssen, wobei man auch da sehen müsste, wie die Person dargestellt wird. Letztendlich muss sich jeder selbst fragen, ob er sich an die Rolle heranwagt.

 

Und an welche Rollen würdest du dich gerne heranwagen?

Mmh, an einen „harten“ Kommissar oder den Bösewicht in einem James Bond Film. Die von Henry Maske verkörperte Rolle des Max Schmelling hätte mich auch gereizt oder an der Seite von Russell Crowe in Gladiator gekämpft.

 

In letztere Rolle hättest Du sicher sehr gut gepasst. In diesem Zusammenhang denken wir an Stuntszenen. Mit deiner körperlichen Vorraussetzung könntest Du diese selbst machen – darfst bzw. wünschst Du Dir dies beim Dreh – soweit dies erlaubt ist?

Oh ja, dass ist absolut mein Ding!  Soweit wie ich darf, mache ich die Szenen selbst. Ein Traum, wenn es dort mehr Rollen in dieser Richtung für mich geben könnte.

 

Und nun zum Forsthaus. Kannst Du das Forsthaus und wie bist Du zur Rolle des „Roland Badstuber“ gekommen?

Viele glückliche Umstände spielten da zusammen. Ich wurde vorgeschlagen, kam zu einem Casting und bekam die Rolle. Auch nach zwei Jahren beim Forsthaus bereue ich die Entscheidung für die Rolle nicht.

 

Worin liegt für dich der Reiz an der Rolle eines Waldarbeiters, der zusätzlich mit einer Rarität im Fernsehen „klar kommen muss“ – eine weibliche Kollegin in einem Männerberuf? Inwieweit kann / muss sich Roland Badstuber da behaupten und wie schafft er dies?

Vielleicht ist genau das der Reiz. Einen Mann zu spielen der von sich überzeugt ist und den eine Frau zur Seite steht, die auch noch attraktiv ist. Zu allem Überfluss wird ihm ein neuer Vorgesetzter vor die Nase gesetzt, der die Gegend nicht kennt und ihn sagen will, wie die Arbeit zu machen ist. Diese Mischung ist das, was den Reiz dieser Rolle ausmacht, die aufgrund der Konstellation immer wieder Reibungsmöglichkeiten für den Roland Badstuber gibt – in alle Richtungen versteht sich.

 

Wie hast Du Dich auf die Rolle vorbereitet?

Die Produktion hat Eva und mich zu einem Workshop geschickt, in dem wir Traktor fahren und Bäume fällen lernen durften. Mit dem Ergebnis, dass ich heute noch häufiger Zuhause eingespannt werde. Meine Mutter denkt, was der Junge im Fernsehen kann, kann er auch bei uns im Garten machen. Rasenmähen eine klassische Männerdomäne, wäre da ein Beispiel.

 

Inwiefern gibt es Gemeinsamkeiten bzw. Unterscheide zwischen Markus Ertelt und Roland Badstuber?

Da gibt es viele Schnittpunkte zwischen uns. Die Liebe zur Natur, dem Beruf. Beide arbeiten gerne, sind belastbar und Roland hat wirklich Humor – wenn er darf. Ich darf ja immer :o). Roland ist ein Gefühlsmensch, aber auch Tölpel. Eva gegenüber ist er schüchtern und privat eigenbrötlerisch. Darum sind die Geschichten rund um Roland Badstuber sehr spannend. Natürlich gibt es auch große Unterschiede ;).

 

Mit Eva Maria Reichert steht Dir eine ebenso junge Schauspielerin und mit Hans Stadlbauer ein bekannter bayrischer Mime zur Seite. Wie war das Zusammenspiel mit beiden und wie stark ist die Präsenz des Privatlebens deiner Rolle beim Forsthaus?

Es hat und macht eine Menge Spaß mit Eva und Hans zu drehen. Hans ist ein toller Kollege und ein Persönlichkeit. Von ihm konnte ich in den letzten zwei Jahren eine Menge lernen. Roland Badstuber hat ein Privatleben, an dem wird der Zuschauer intensiv teilhaben können.

 

Mehr verrätst Du uns dazu sicher nicht, oder?

Richtig erkannt. Roland Badstuber wird nicht „Everybodys Darling“ werden, dafür ist er zu sehr Mann mit Ecken und Kanten, der seinen richtigen Weg noch sucht.

 

Findet er ihn?

… hm sagen wir er arbeitet daran.

 

Wie war die Zusammenarbeit mit Hardy Krüger jr. und allen anderen Schauspielern? Wie wurdest du als „Neuer“ aufgenommen?

Sehr gut. Hardy kam am ersten Drehtag auf Eva und mich zu, streckte uns die Hand entgegen, hieß uns im Team willkommen, freute sich auf die Zusammenarbeit und nahm damit alle Aufregung von einem. Das zeigt seine menschliche Größe. Er hat es uns wirklich sehr leicht gemacht, dafür bin ich ihm persönlich auch sehr Dankbar. Das kannst Du auf das ganze Team übertragen. Das sind großartige Menschen mit denen die Arbeit Spaß macht. Ich bedauere bereits jetzt, wenn wir in sechs Wochen wieder getrennte Wege – wenn auch nur für eine bestimmte Zeit.

 

Beim Drehen passieren immer wieder kuriose Dinge oder entstehen amüsante Situationen. Ganz spontan, fällt Dir eine ein?

„Huhn fangen in XL“

 

Ja, vollkommen klar. Ist vollkommen verständlich. Nun rück schon mit ein paar mehr Details raus, bitte.

„Huhn fangen in XL“ sah für die anderen sehr lustig aus. Die Hauptrolle spielte ein Nandu und ich. Wir hatten einen tollen Dreh mit den Tieren. Am Ende kam der Regisseur auf die Idee, dass ich den Nandu ähnlich wie ein Huhn fangen sollte. Nandus sind kleine Sträuche. Ich habe gekämpft und nicht nur einmal auf dem Störzinger Boden gelegen. Am Ende mit Nandu im Arm. Die Kamera lief die ganze Zeit mit und für alle heißt die Szene „Huhn fangen in XL“.

 

„Forsthaus Falkenau“ im totalen Umbruch und Du mittendrin. Viele Fans betrachten diese Veränderung sehr kritisch. Was antwortest du Zuschauern, früheren Falkenau-Staffeln, auf die Frage „Was macht das neue Forsthaus aus und warum soll ich schauen?“

Wir haben viele, neue Geschichten gedreht, die in einer wunderbaren Landschaft spielen. Soviel wie beim Forsthaus draußen gedreht wird, gibt es in kaum einer anderen Serie. Im Forsthaus bleibt die Suche nach Mord und Totschlag erfolglos. Wir sind eine der letzten echten Familienserien und heben uns vom anderen Angebot ab.

 

Wie wichtig sind bzw. bedeuten Dir Fans?

Sehr wichtig. Wir arbeiten für sie und sie honorieren mit dem Einschalten des Fernsehers oder an der Kinokasse unsere Arbeit. Ein Fanclub ist dabei ein echter Luxus. Er ist der direkte Draht zu den Fans und umgedreht.

 

07. Oktober 2011, 19:25 Uhr! Was wünschst Du Dir für diesen und die nachfolgenden 27 Freitagabende?

Ein wunderbar temperiertes Bier. Zufriedene und neugierige Zuschauer, die Spaß daran haben, diese Serie nicht nur einmal, sondern an den folgenden Freitagen zu sehen. Wenn sie uns Schauspielern dann noch ein Feedback geben, wie sie mit unserer Arbeit zufrieden sind, wäre es perfekt!

 

 

Markus, herzlichen Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch. Wir drücken Dir und allen anderen Kollegen ganz fest die Daumen. Wir sehen uns, immer freitags ab 19:25 Uhr.....

 

Das Interview führte der 3F-Fanclub.

 

 

 

 

 

 

 

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