Der
Mann sieht gut aus und das auch in grüner Arbeitshose,
wie sie ein Waldarbeiter zu tragen hat. Die Rede ist nicht
von Stefan Leitner, sondern Roland Badstuber rückt ins
Licht der Aufmerksamkeit. Zum Glück konnten wir Markus
Ertelt überreden nach der Joggingrunde und nicht während
dieser mit uns zu sprechen. Ansonsten wäre das
3F-Interview sehr einseitig ausgefallen.
Markus,
danke, dass Du uns die Luft für die Fragen gelassen hast
und Dich dem 3F-Interview stellst.
Gerne
doch und über den Sport reden wir später.
Es
kommt ja nicht von ungefähr, dass wir mit der Tür ins
Haus fallen, denn Sport spielt eine große Rolle für
Dich.
Auf
jeden Fall. Ich komme aus einer sportlichen Familie und
habe faktisch von klein auf mich damit beschäftigt. Sport
ist mein Leben und der perfekte Ausgleich zum Beruf.
Begonnen hat alles mit Leichtathletik, später
Kampfsportarten und…
Heute
reicht Dir das alleine nicht mehr. Im Rahmen unserer
Recherche sind wir auf „Getting tough“ gestoßen. Was
verbirgt sich hinter dieser Extremsportgruppe, deren Gründer
Du bist?
Extremsport
sieht von außen schlimmer aus, als es in Wirklichkeit
ist. 2002 hat mich ein Freund zum Extremsport gebracht und
ich habe gleich nach dem ersten Wettkampf „Blut
geleckt“, oder einfach gemerkt, dass ist meins.
Irgendwie fand sich mit der Zeit eine Trainingsgruppe
zusammen und seit 01.09.2011 sind wir ein Verein mit ca.
45 Mitgliedern. Ich versuche aus den Trainingseinheiten
ein EVENT zu machen, denn „Training einfach nur so“
macht nur begrenzt Spaß.
Hinter
jeder „Braveheart Battle“-Teilnahme steht ein großes
Trainingspensum. Wie ist das von Dir neben dem
Schauspielberuf zu schaffen?
Am
schönsten ist das Training im Herbst / Winter. Das ist
unsere intensivste Zeit, in der wir Joggen, Baumstämme
tragen, durch Flüsse waten und schwimmen und andere nette
Dinge tun. In den drehreichen Frühjahres- und
Sommermonaten reduziere ich das Training. So ist das
Pensum ganz gut zu schaffen. Außerdem müssen es Menschen
mit einem „normalen“ Job auch irgendwie alles unter
einen Hut bekommen.
Mit
20 / 21 Jahren hast Du Dich bereits für die
Schauspielerei entschieden? Welche Erlebnisse oder
Vorstellung beeinflussten dich dabei?
Für
mich war bereits in der 4. Klasse glasklar, dass ich
Schauspieler. Schon damals wollte ich auf die Bühne. Ich
liebte das Spielen vor dem Publikum und die Verwandlung
und darf Dinge tun, die einem sonst im „normalen“
Leben einigen Ärger einbringen würden.
In
deiner Ausbildung beschäftigtest Du Dich nicht nur mit
der Schauspielkunst, sondern ebenso mit Regiearbeit. Ist
eine Arbeit hinter der Kamera für dich ebenso von
Interesse?
Die
Lust irgendwann einmal etwas hinter der Kamera zu machen,
ist da. Um irgendwann vielleicht einmal mein eigenes
Projekt zu steuern, muss ich noch viel Erfahrung sammeln
und noch mehr lernen. Dazu gehört die Technik, wie
Kamera, Ton, die Fähigkeit die richtigen Bilder für den
Hintergrund zu finden, die Schauspieler am besten zu
leiten. Das ist ein Mammutjob und doch trotzdem reizt er
mich. Irgendwann einmal, vielleicht.
Unterscheidet
sich das Schauspielstudium in Ulm von denen in den
Metropolen, wie Berlin, München oder Köln?
Das
kann ich nicht sagen. Ulm war damals für mich die
richtige Wahl, wobei der Zufall da eine große Rolle
gespielt hatte. Nach dem Abitur hatte ich die Idee für
eine bestimmte Zeit in die USA zu gehen. Ich kam eher zurück
als geplant. In Stuttgart nahm ich an einem Workshop teil
und bekam eine Liste der Schulen, die noch Bewerber
annehmen. Ulm war mit dabei.
Was
waren die intensivsten Eindrücke und Herausforderungen für
Dich im Studium?
Das
war noch in der Phase der Aufnahmeprüfung. In Ulm gab man
den Bewerben nicht nur zwei Minuten zum Vorsprechen,
sondern begleitete sie zwei Tage in einem Workshop,
beobachtete uns, registrierte Wandlungen und Einsatz.
Obwohl die klassische Ausbildung im Fokus lag, merkte ich
bereits während dieser Zeit, dass ich mich vor der Kamera
einfach am wohlsten fühle. Die Vorstellung bzw. die Möglichkeit
zu haben eine Szene so oft zu drehen bis sie „gut“
ist, finde ich sehr sympathisch. Natürlich ist das auch
immer eine Frage wie viel Budget die Produktion hat –
mehr Budget mehr Zeit. Auf der Theaterbühne ist das ein
wenig anders, aber hat natürlich auch seinen Reiz, vor
allem die direkte Reaktion des Publikums und die
chronologische Abfolge der Szenen.
WM
Deutschland 2006. Wir fanden gestern ein Video, dass wir
kannten und plötzlich erkannten wir auch Dich –
Stichwort „Oranje & Blitzer“. Was unterscheidet
den Werbedreh von dem einem Film?
Oh
ja, der Spot. Die Verbreitung verdanke ich Youtube.
Wahnsinn, was digitale Medien heute schaffen. Um eins
klarzustellen, angefeuert habe ich unsere Fußballer :o)
. Der größte Unterschied besteht im Budget. Für
Werbespots wird die beste Technik genutzt und man bekommt
die Zeit, bis der Spot perfekt ist. Schließlich steuert
ein solcher Film die Verkaufszahlen
Wie
schafft man das „Hopping“ zwischen verschiedenen
Rollen und somit ebenso zwischen unterschiedlichen
Charakteren?
Das
kommt immer darauf an. Wenn man eine Rolle über einen längeren
Zeitraum spielt, wie jetzt Roland Badstuber, dann ziehe
ich nach Drehschluss seine Jacke aus und bin wieder Markus
Ertelt.
Der Sport hilft mir ebenfalls meine Sinne zu schärfen und
meinen Fokus auf bestimmte Dinge zu richten. Ich kann
Abschalten – Dinge/texte verarbeiten bzw. vergessen oder
– das mache ich sehr häufig und gerne, mir beim laufen
einfach Gedanken meiner Rolle zu machen und kann so den nötigen
Abstand zur Rolle und Produktion gewinnen.
Welche
Vorbilder gibt es für Dich im Beruf uns Abseits davon?
Vorbilder
gibt es viele, im Beruf, im Sport und im Leben.
Schauspielerisch sind das beispielweise Clint Eastwood,
der als Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor seine Spur
hinterlassen hat. Oder Deutsche Kollegen, wie Jan-Josef
Liefers, Till Schweiger, Michael Bully Herbig, Mario Adorf
und viele andere.
Worin
liegt ihr Hauptaugenmerk bei der Rollenauswahl?
In
erster Linie muss man sehe, dass man arbeiten darf. Die
meisten von uns Schauspielern sind oft einfach nur froh,
wenn wir arbeiten dürfen und dafür bezahlt werden. Den
Luxus sich die Rollen irgendwann mal aussuchen zu dürfen,
den träumen wir natürlich alle ;).
Wenn ich ein Drehbuch bekomme, dann sollte die Rolle und
die Story logisch und nachvollziehbar sein. Sollte das
alles passen, dann spiele ich den Part.
Man
sagt ja immer, die beste Rolle kommt noch, daher stellen
wir unsere Frage etwas anders: Welche deiner bisherigen
Rollen ist Dir am intensivsten in Erinnerung geblieben und
welche wäre deine Traumrolle?
Wer
diese Frage stellt, den interessiert sicher ebenso, welche
Rolle man nicht spielen würde...
Den
Ball nehmen wir auf. Gibt es Rollen in den wir Dich
wahrscheinlich nicht sehen werden?
Ich
glaube jeder Künstler hat Probleme bestimmte Rollen zu
spielen. Ich täte mich sicher schwer einen Kinderschänder
darstellen zu müssen, wobei man auch da sehen müsste,
wie die Person dargestellt wird. Letztendlich muss sich
jeder selbst fragen, ob er sich an die Rolle heranwagt.
Und
an welche Rollen würdest du dich gerne heranwagen?
Mmh,
an einen „harten“ Kommissar oder den Bösewicht in
einem James Bond Film. Die von Henry Maske verkörperte
Rolle des Max Schmelling hätte mich auch gereizt oder an
der Seite von Russell Crowe in Gladiator gekämpft.
In
letztere Rolle hättest Du sicher sehr gut gepasst. In
diesem Zusammenhang denken wir an Stuntszenen. Mit deiner
körperlichen Vorraussetzung könntest Du diese selbst
machen – darfst bzw. wünschst Du Dir dies beim Dreh –
soweit dies erlaubt ist?
Oh
ja, dass ist absolut mein Ding! Soweit wie ich darf,
mache ich die Szenen selbst. Ein Traum, wenn es dort mehr
Rollen in dieser Richtung für mich geben könnte.
Und
nun zum Forsthaus. Kannst Du das Forsthaus und wie bist Du
zur Rolle des „Roland Badstuber“ gekommen?
Viele
glückliche Umstände spielten da zusammen. Ich wurde
vorgeschlagen, kam zu einem Casting und bekam die Rolle.
Auch nach zwei Jahren beim Forsthaus bereue ich die
Entscheidung für die Rolle nicht.
Worin
liegt für dich der Reiz an der Rolle eines Waldarbeiters,
der zusätzlich mit einer Rarität im Fernsehen „klar
kommen muss“ – eine weibliche Kollegin in einem Männerberuf?
Inwieweit kann / muss sich Roland Badstuber da behaupten
und wie schafft er dies?
Vielleicht
ist genau das der Reiz. Einen Mann zu spielen der von sich
überzeugt ist und den eine Frau zur Seite steht, die auch
noch attraktiv ist. Zu allem Überfluss wird ihm ein neuer
Vorgesetzter vor die Nase gesetzt, der die Gegend nicht
kennt und ihn sagen will, wie die Arbeit zu machen ist.
Diese Mischung ist das, was den Reiz dieser Rolle
ausmacht, die aufgrund der Konstellation immer wieder
Reibungsmöglichkeiten für den Roland Badstuber gibt –
in alle Richtungen versteht sich.
Wie
hast Du Dich auf die Rolle vorbereitet?
Die
Produktion hat Eva und mich zu einem Workshop geschickt,
in dem wir Traktor fahren und Bäume fällen lernen
durften. Mit dem Ergebnis, dass ich heute noch häufiger
Zuhause eingespannt werde. Meine Mutter denkt, was der
Junge im Fernsehen kann, kann er auch bei uns im Garten
machen. Rasenmähen eine klassische Männerdomäne, wäre
da ein Beispiel.
Inwiefern
gibt es Gemeinsamkeiten bzw. Unterscheide zwischen Markus
Ertelt und Roland Badstuber?
Da
gibt es viele Schnittpunkte zwischen uns. Die Liebe zur
Natur, dem Beruf. Beide arbeiten gerne, sind belastbar und
Roland hat wirklich Humor – wenn er darf. Ich darf ja
immer :o). Roland ist ein Gefühlsmensch, aber auch Tölpel.
Eva gegenüber ist er schüchtern und privat eigenbrötlerisch.
Darum sind die Geschichten rund um Roland Badstuber sehr
spannend. Natürlich gibt es auch große Unterschiede ;).
Mit
Eva Maria Reichert steht Dir eine ebenso junge
Schauspielerin und mit Hans Stadlbauer ein bekannter
bayrischer Mime zur Seite. Wie war das Zusammenspiel mit
beiden und wie stark ist die Präsenz des Privatlebens
deiner Rolle beim Forsthaus?
Es
hat und macht eine Menge Spaß mit Eva und Hans zu drehen.
Hans ist ein toller Kollege und ein Persönlichkeit. Von
ihm konnte ich in den letzten zwei Jahren eine Menge
lernen.
Roland Badstuber hat ein Privatleben, an dem wird der
Zuschauer intensiv teilhaben können.
Mehr
verrätst Du uns dazu sicher nicht, oder?
Richtig
erkannt. Roland Badstuber wird nicht „Everybodys
Darling“ werden, dafür ist er zu sehr Mann mit Ecken
und Kanten, der seinen richtigen Weg noch sucht.
Findet
er ihn?
…
hm sagen wir er arbeitet daran.
Wie
war die Zusammenarbeit mit Hardy Krüger jr. und allen
anderen Schauspielern? Wie wurdest du als „Neuer“
aufgenommen?
Sehr
gut. Hardy kam am ersten Drehtag auf Eva und mich zu,
streckte uns die Hand entgegen, hieß uns im Team
willkommen, freute sich auf die Zusammenarbeit und nahm
damit alle Aufregung von einem. Das zeigt seine
menschliche Größe. Er hat es uns wirklich sehr leicht
gemacht, dafür bin ich ihm persönlich auch sehr Dankbar.
Das kannst Du auf das ganze Team übertragen. Das sind großartige
Menschen mit denen die Arbeit Spaß macht. Ich bedauere
bereits jetzt, wenn wir in sechs Wochen wieder getrennte
Wege – wenn auch nur für eine bestimmte Zeit.
Beim
Drehen passieren immer wieder kuriose Dinge oder entstehen
amüsante Situationen. Ganz spontan, fällt Dir eine ein?
„Huhn
fangen in XL“
Ja,
vollkommen klar. Ist vollkommen verständlich. Nun rück
schon mit ein paar mehr Details raus, bitte.
„Huhn
fangen in XL“ sah für die anderen sehr lustig aus. Die
Hauptrolle spielte ein Nandu und ich. Wir hatten einen
tollen Dreh mit den Tieren. Am Ende kam der Regisseur auf
die Idee, dass ich den Nandu ähnlich wie ein Huhn fangen
sollte. Nandus sind kleine Sträuche. Ich habe gekämpft
und nicht nur einmal auf dem Störzinger Boden gelegen. Am
Ende mit Nandu im Arm. Die Kamera lief die ganze Zeit mit
und für alle heißt die Szene „Huhn fangen in XL“.
„Forsthaus
Falkenau“ im totalen Umbruch und Du mittendrin. Viele
Fans betrachten diese Veränderung sehr kritisch. Was
antwortest du Zuschauern, früheren Falkenau-Staffeln, auf
die Frage „Was macht das neue Forsthaus aus und warum
soll ich schauen?“
Wir
haben viele, neue Geschichten gedreht, die in einer
wunderbaren Landschaft spielen. Soviel wie beim Forsthaus
draußen gedreht wird, gibt es in kaum einer anderen
Serie. Im Forsthaus bleibt die Suche nach Mord und
Totschlag erfolglos. Wir sind eine der letzten echten
Familienserien und heben uns vom anderen Angebot ab.
Wie
wichtig sind bzw. bedeuten Dir Fans?
Sehr
wichtig. Wir arbeiten für sie und sie honorieren mit dem
Einschalten des Fernsehers oder an der Kinokasse unsere
Arbeit. Ein Fanclub ist dabei ein echter Luxus. Er ist der
direkte Draht zu den Fans und umgedreht.
07.
Oktober
2011, 19:25 Uhr! Was wünschst Du Dir für diesen und die
nachfolgenden 27 Freitagabende?
Ein
wunderbar temperiertes Bier. Zufriedene und neugierige
Zuschauer, die Spaß daran haben, diese Serie nicht nur
einmal, sondern an den folgenden Freitagen zu sehen. Wenn
sie uns Schauspielern dann noch ein Feedback geben, wie
sie mit unserer Arbeit zufrieden sind, wäre es perfekt!
Markus,
herzlichen Dank für deine Zeit und das tolle Gespräch.
Wir drücken Dir und allen anderen Kollegen ganz fest die
Daumen. Wir sehen uns, immer freitags ab 19:25 Uhr.....
Das
Interview führte der 3F-Fanclub.
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